Darijo Majstorovic prägt inzwischen schon so etwas wie eine Ära als Sportlicher Leiter bei der TSU Obergänserndorf. Auch durch seine hochwertige Arbeit, unter anderem auf dem Transfermarkt, konnte sich die im Nordosten Niederösterreichs beheimatete TSU durchgängig ein Ticket für die 2. Landesliga sichern. Nun äußert sich der 43-jährige im Gespräch mit Ligaportal unter anderem über ein großes, persönliches Ziel bei Obergänserndorf, was jetzt im Abstiegskampf gefragt ist und dass ein „positiv Verrückter“ am Ende der Meistertrainer sein könnte.
Sie üben die Funktion als Sportlicher Leiter bei der TSU Obergänserndorf nun schon seit fast sechs Jahren aus und haben daher auch schon sehr vieles erlebt. Macht es Ihnen eigentlich noch immer genauso viel Spaß wie am ersten Tag?
Darijo Majstorovic: Es macht mir auf jeden Fall noch Spaß. Sicher ist man ganz am Anfang einer Aufgabe vielleicht etwas motivierter, damals haben auch alle Personen im Verein voll mitgezogen. Aber diese Einstellung hat leider über die Jahre bei manchen ein bisschen gelitten. Es ziehen gerade nicht alle zu hundert Prozent mit und mir entwickelt sich alles zu langsam.
Können Sie da ein konkretes Beispiel nennen?
Majstorovic: Ja, ein neues Stadion ist für mich schon viel zu lange ein Thema. Weil wir kein Flutlicht haben müssen wir für unsere Trainingseinheiten während der Winterzeit auf andere Plätze ausweichen. Ich möchte mich auf diesem Wege auch bei Großrußbach, Spillern und Würnitz bedanken, die uns auf Ihren Plätzen trainieren lassen, aber es ist sehr traurig, dass wir hier auf Clubs aus der 1. Klasse und 2. Klasse angewiesen sind, ohne dass ich das jetzt in irgendeiner Weise abwertend meine. Also, und um auf Ihre Eingangsfrage zu antworte, unser ‚Stadion-Thema‘ ist so etwas wie eine unendliche Geschichte und zehrt an mir, aber unter dem Strich macht mir meine Aufgabe in Obergänserndorf noch immer sehr viel Spaß.
Wie lange möchten Sie noch als Funktionär bei der TSU Obgergänserndorf fungieren? Haben Sie sich damit schon einmal auseinandergesetzt?
Majstorovic: Ich würde gerne einen Meilenstein setzen und das wäre eben ein neuer Sportplatz. Dadurch könnten wir auch den Nachwuchs deutlich besser fördern und ein paar Jahre danach würde ich gerne circa 4-5 eigene Spieler im Kader der Kampfmannschaft sehen.
Und dann würden Sie über ein Ende Ihres Engagements nachdenken?
Majstorovic (lacht): Nein, eigentlich nicht, denn ich würde dann gerne bei der weiteren Entwicklung dabei sein, wenn dieses große Ziel einmal erreicht ist. Ich hatte beispielsweise auch schon ein interessantes Angebot eines Regionalligisten vorliegen, aber es hat mich nicht interessiert, weil ich mit meiner Arbeit in Obergänserndorf noch lange nicht fertig bin. Mehr kann ich dazu aktuell nicht sagen.
Reden wir über das letzte Meisterschaftsspiel, das gegen Langenlebarn mit 1:2 verloren ging. Wie sieht Ihr Resümee nach den 90 Minuten aus?
Majstorovic: Langenlebarn war eine topeingestellte Mannschaft und trotzdem hätte das Spiel normalerweise 3:1 oder 4:1 für uns ausgehen müssen. Wir hatten in dieser Partie drei Stangenschüsse, ein klarer Handelfmeter wurde uns nicht zugesprochen und beim 0:1 lag ein Foulspiel eines Kickers unserer Gäste vor, das der Schiedsrichter nicht gesehen hat. Fairerweise muss ich aber auch sagen, dass Lukas Wallner (Stürmer Obergänserndorf, Anm.) auch mit glatt Rot vom Feld gehen hätte müssen. Schlussendlich hilft ja alles nichts mehr, wir stecken jetzt mitten drinnen im Abstiegskampf.
Was erwarten Sie sich jetzt von Ihrem Trainer und den Spielern, um eine Trendwende einzuleiten?
Majstorovic: Vom Trainer (Wilhelm Hawla, Anm.) erwarte ich mir, dass er so weiter macht wie bisher. Ich konnte Willi jetzt bei der Ansprache an die Spieler vor dem Spiel und in der Halbzeit zuhören und ich habe dabei Gänsehaut bekommen, weil das einfach grandios war. So ist es mir noch nie bei Ansprachen gegangen und ich habe in meiner Spielerkarriere unter einigen prominenten Trainern agieren dürfen. Zu den Spielern: Wir haben da im Moment eine Hand voll Spieler im Team, die bei Rudelbildungen und Diskussionen mit den Unparteiischen die Ersten, aber im Spiel bei vielen Situationen dann nur Zweiter sind. Das geht einfach nicht. Wir werden uns das jetzt noch circa drei Wochen ansehen und es dann in unser Vorkaderplanung mit einbeziehen.
Und was erwarten Sie sich ganz allgemein von Ihren Spielern?
Majstorovic: Ich habe kurz nach dem Spiel gegen Langenlebarn mit dem Trainer gesprochen und ihm meine Meinung über unsere Akteure, vor allem jetzt im Abstiegskampf, mitgeteilt: Ich bin davon überzeugt, dass aktuell der Kampfgeist viel wichtiger sind als manch individuelle Qualitäten. Die Burschen müssen ihr Herz auf dem Platz lassen.
Ist das kommende Spiel beim abgeschlagenen Schlusslicht ein richtungsweisendes Spiel?
Majstorovic: Ja, das Spiel in Vösendorf ist auf jeden Fall richtungsweisendes Spiel, aber auch wenn der ASV mit nur acht Punkten (und einem Torverhältnis von 11:60 aus 18 Spielen, Anm.) da unten steht, ist ein Unterschätzen dieses Teams verboten! Die Spieler, die diesen Gegner unterschätzen, können gleich daheim bleiben. Wir haben den höchsten Respekt vor den Vösendorfern, aber das Ziel muss einfach ein voller Erfolg für uns sein. Aber ich warne jetzt schon vor unserem Kontrahenten – wenn wir nicht mindestens so eine Leistung wie gegen Langenlebarn zeigen, wird auch dort nichts drinnen sein.
Noch eine abschließende Frage: Wer wird Meister und wo landet ihr Verein am Ende der Saison?
Majstorovic: Vom Herzen her würde ich es dem SV Sierndorf gönnen, vom Respekt her den Wolkersdorfern, weil sie seit Jahren großartige Arbeit vollbringen und immer oben mit dabei sind und mein Kopf sagt mir aber, dass es Ebreichsdorf machen wird. Letztere haben mit Zeljko Ristic, der alles für den Fußball und seinen Club gibt, einen positiven Verrückten an der Seitenlinie stehen und von der Visitenkarte her den besten Kader der Liga.