Die Meisterschaft 2012/13 in der 2. Landesliga Ost ist seit dem vergangenen Wochenende nur noch ein Fall für die Geschichtsbücher. Alle 182 Matches wurden absolviert, 612 Tore erzielt und ein verdienter Champion gekürt. Wir baten den Trainer von Meister FC TZ-Möbel Mistelbach, Gerald Schalkhammer, zum ausführlichen Interview, plauderten mit ihm über den Titel, Hohenau & Jose Mourinho.
Ligaportal.at: Herr Schalkhammer, wie schaut ihre Saisonbilanz mit Mistelbach aus?
Gerald Schalkhammer: „Sportlich gesehen sprechen die Zahlen Bände. Wir haben von 26 Spielen 23 gewonnen, die Mannschaft hat in allen Formationen überzeugt. Es ist alles optimal aufgegangen. Ich bin sehr, sehr zufrieden.“
Ligaportal.at: Hätten Sie sich vor Saisonbeginn gedacht, dass Mistelbach die Punktejagd in der 2. Landesliga Ost derart dominieren würde?
Schalkhammer: „Nein, das wäre vermessen gewesen. Wir wussten schon, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben. Ziel war der sofortige Wiederaufstieg, wir waren uns des Potenzials dieser Mannschaft bewusst. Wir haben aber nicht damit gerechnet, dass wir uns in der 2. Landesliga Ost so klar durchsetzen würden.“
Ligaportal.at: Welche Faktoren machten letztlich diese Überlegenheit aus?
Schalkhammer: „Der Haupt-Faktor liegt darin, dass wir absolut bodenständig geblieben und respektvoll mit unseren Gegnern umgegangen sind. Darin liegt das Erfolgsrezept: Wir sind auch nach 16 Siegen in Serie nicht abgehoben, schwebten nie im 7. Himmel. Wir haben uns Woche für Woche auf den jeweiligen Gegner akribisch vorbereitet und versucht, unser Leistungs-Potenzial abzurufen.“
Ligaportal.at: Wie sehr schmerzen am Ende die drei Niederlagen?
Schalkhammer: "Es wäre gelogen, wenn wir sagen würden, Niederlagen machen uns nichts aus. Durch Niederlagen setzt man sich neue Ziele und vielleicht gelingt es einmal eine tatsächlich perfekte Saison zu spielen. Unser Ziel lautete vor Saisonbeginn Meistertitel. Dieses Ziel haben wir erreicht – ob mit ein, zwei oder drei Niederlagen, macht für mich keinen Unterschied. Mistelbach war für mich eine Herzens-Angelegenheit, mein Wunsch-Verein. Als Spieler habe ich immer schon davon geträumt, mal in Mistelbach tätig zu sein. Gerade deshalb war mein Engagement größer, ich habe es nicht nur als reine Trainer-Tätigkeit gesehen.“
Ligaportal.at: Ihr Abgang in Mistelbach kam überraschend. Möchten Sie dazu noch etwas sagen?
Schalkhammer: „Viel möchte ich dazu nicht mehr sagen. Nur so viel: Für mich zählt nicht ausschließlich der sportliche Erfolg. Es gibt in meinem Leben wichtigere Dinge. Grundwerte wie gegenseitiger Respekt und Wertschätzung. Da gibt es einen Rahmen, den ich für mich festlege. Wird dieser Rahmen überschritten, dann ziehe ich auch meine Konsequenzen, unabhängig vom sportlichen Erfolg, und suche mir ein neues Betätigungsfeld.“
Ligaportal.at: Auch wenn es Ihre Entscheidung war: Wie leid tut Ihnen der Abschied?
Schalkhammer: „Leid tut es mir aus sportlicher Sicht, weil die Mannschaft ganz schwer in Ordnung ist. Die Spieler setzten meine Vorstellungen von Fußball um. Wir waren ein sehr gutes Team, da gab es kaum etwas auszusetzen. Die Planungen für nächste Saison waren auch schon fast abgeschlossen, wir hätten sicherlich eine gute Figur in der 1. Landesliga abgegeben. Von daher schmerzt es. Doch es gab eben Kriterien, die nicht erfüllt wurden. Ich konnte daher nicht sagen, dass ich mich in Mistelbach noch wohl fühle. Und wenn man sich nicht wohl fühlt, kann man nicht das geforderte Engagement einbringen, man bringt seine Leistung nicht, es macht keinen Spaß. Daher bereue ich meine Entscheidung in keinster Weise.“
Ligaportal.at: Ihr neue Herausforderung heißt ASV Hohenau, ein Klub der 1. Klasse Nord – wie hat es sich ergeben?
Schalkhammer: „Ich war nicht sehr glücklich in Mistelbach, was mit dem vorhin definierten Rahmen zu tun hatte. Man wusste, dass ich sehr wohl darüber nachdenke, mich zu verändern. Vor allem innerhalb der Familie. Wir spielten gewisse Szenarien durch, die Aufgabe Hohenau bekam einen Reiz. Hohenaus Obmann Roman Hallas zeigte sich interessiert, nach dem Bruch mit Mistelbach haben wir alles finalisiert.“
Ligaportal.at: Die Vereinbarung mit dem ASV Hohenau gilt vorerst für eine Saison?
Schalkhammer: „Ja, denn jetzt schon darüber hinaus zu blicken, macht keinen Sinn. Wenn es passt, wird man weiter zusammenarbeiten. Wenn nicht, gibt man sich, wie es sich gehört, die Hand und jeder sucht sich eine neue Aufgabe. Doch wenn die Ziele erfüllt werden, ist davon auszugehen, dass die Zusammenarbeit über eine Saison hinausgehen wird.“
Ligaportal.at: Wie sehen Sie den Status quo in Hohenau?
Schalkhammer: „Es ist ein sehr gutes Potenzial vorhanden, vor allem an eigenen Spielern. Der Verein kann sich glücklich schätzen, viele junge Spieler mit einem hohen technischen und taktischen Verständnis in seinen Reihen zu haben. Ich denke, mit kleinen Veränderungen kann man dort sehr viel bewirken und erfolgreich arbeiten. Darin liegt der Reiz: mit kleinen Veränderungen den Verein in die Erfolgsspur zu bringen. Und dies so schnell wie möglich.“
Ligaportal.at: Was hat für Sie den Ausschlag gegeben zu sagen: Ich gehe als Trainer von der 2. Landesliga wieder in die 1. Klasse zurück.
Schalkhammer: „Ich wollte erstens in der Region bleiben. Zweitens ist Hohenau ein Traditions-Verein mit Regionalliga-Erfahrung. Ich denke, dass die Infrastruktur in Hohenau sehr, sehr gut ist. Der wichtigste Punkt war allerdings ein familiärer: Von meiner Lebensgefährtin spielt bereits ein Sohn in Hohenau, der zweite stößt nun im Sommer zum Team. Es wird interessant sein, dies zu lösen, die Söhne und ich gemeinsam bei einem Verein.“
Ligaportal.at: Sie waren in Ihrer Trainer-Karriere bereits zweimal Meister und auch zweimal Vize-Meister. Was macht den Erfolg ihrer Arbeit aus?
Schalkhammer: „Beurteilungen über sich sind immer schwierig, das sollten besser andere machen. Eine Stärke ist, dass ich meine Mannschaft sehr gut auf den Gegner vorbereite, ganz klare Vorstellungen habe, wie der Fußball meiner Mannschaft auszusehen hat. Dieses Ziel verfolge ich unabhängig von Rückschlägen immer weiter. Mit kurzen, prägnanten Anweisungen. Ich sehe ein Spiel anders als 80 % der Leute, mit denen ich rede. Ob das richtig ist oder falsch, darüber lässt sich diskutieren. Es scheint aber doch einiges zu geben, dass ich richtig mache.“
Ligaportal.at: Haben Sie ein Vorbild als Trainer?
Schalkhammer: „Mein klares Vorbild heißt Jose Mourinho. Egal, wo er tätig war – er hatte Erfolg. Ob in Portugal, England, Italien oder Spanien. An diesem Faktum sieht man, ob jemand wirklich gut ist und sein Fach beherrscht. Mourinho hat wiederholt gezeigt, dass er wirklich „The Special One“ ist – von daher betrachte ich ihn als mein großes Vorbild.“
Ligaportal.at: Welche Ziele verfolgen Sie als Trainer?
Schalkhammer: „Ich möchte meine Ziele nicht in Form von Ligen definieren. Ich möchte vielmehr später einmal wissen, wo waren meine Grenzen? Diese kann ich derzeit nicht definieren, denn auch in der 2. Landesliga habe ich es geschafft, Meister zu werden. Das nächste Ziel ist die nächsthöhere Liga. Ich denke step by step, mache mir dabei aber keinen Stress."
Herr Schalkhammer, wird danken für das Gespräch.