Sportlich hat der ASK Bruck/Leitha in der Hinrunde der 2. Landesliga Ost eine tolle Performance abgelegt, ist eine Runde vor Ende der Hinrunde auf Kurs "Vize-Meistertitel". Doch hinter den Kulissen brodelte es in den vergangenen Wochen offenbar heftig. Die samstägige 0:5-Pleite gegen Brunn/Geb. blieb nicht ohne Folgen. Am Montag trennte sich der Klub von Spieler & Co-Trainer Patrick Kasuba. Und nun fliegen die Fetzen.
Der Rauswurf traf Kasuba zu Wochenbeginn wie ein Blitz aus heiterem Himmel: "Obmann Rödler ließ mich telefonisch wissen, dass ich nicht mehr zum Training kommen brauche. Man wirft mir vereinsschädigendes Verhalten und mangelnde Einsatzbereitschaft vor. Doch das ist lächerlich." Was Trainer Günter Gabriel so nicht sieht: "Es stand schon Mitte der Meisterschaft für uns fest, dass wir uns im Winter von Patrick trennen werden. Er erwies sich als sportlich zu schwach, verlor zu viele Bälle."
Schon diese Eingangs-Statements der beiden Seiten legt eines offen - es herrscht dicke Luft zwischen dem Trainer und seinem nunmehr ehemaligen "Co". Kasuba stieß im Sommer zum Verein, schon da hatte er ein mulmiges Gefühl: "Es war von Anfang an ausgemacht, dass wir gleichberechtigte Trainer sein werden. Ich mache den Spielertrainer, Gabriel übernimmt bei den Spielen das Coaching von der Outlinie aus."
Was Gabriel so nicht stehen lassen will: "Patrick wurde von Anfang an als Co-Trainer geholt. Das war von Anfang an so geregelt. Bloß er hat sich dann aufgeführt wie ein Spielertrainer." Der Angesprochene kann darüber nur den Kopf schütteln: "Das ist alles nicht wahr. Eine glatte Lüge! Er hatte offenbar von Anfang an ein Problem mit dieser Vereinbarung." Gabriels Konter: "Patrick hat ein Problem damit, dass er sich nicht unterordnen kann."
Kasuba führt auch einen Zeugen für die Vereinbarung an: "Günters Bruder Thomas saß bei den Verhandlungen am Tisch, er fungierte damals als sportlicher Leiter. Dann gab es klubintern einen Zwist. Diese Situation wollte Günter zu seinen Gunsten ausnutzen", hält Kasuba fest. Was Günter Gabriel wiederum völlig konträr sieht: "Patrick hat sich nicht an Vereinbarungen gehalten. Er hat, wenn ich verhindert war, die Trainings geleitet, aber nicht meine Vorgaben befolgt. Er sollte die Reserve mitmachen, hat er aber nicht." Auch hier schüttelt Kasuba den Kopf: "Das stimmt überhaupt nicht, ist eine weitere Bösartigkeit."
Den Vorwurf, zu schwach zu sein, will Kasuba auch nicht stehen lassen: "Wenn dem wirklich so sein sollte, muss Günter einen laufend Fehler gemacht haben. Denn in den ersten neun Matches stand ich immer in der Startelf, habe durchgespielt. Beim Absdorf-Spiel fand ich mich dann plötzlich auf der Ersatzbank wieder, gegen Wiener Neudorf spielte ich 80 Minuten lang, gegen Brunn in der 2. Halbzeit." Gabriel dazu: "Ich musste Patrick so lange vom Start weg bringen, weil es laufend Verletzte gab."
Kasuba glaubt die aktuelle Stimmungs-Lage im Brucker Team zu kennen: "Ich weiß, dass die Mannschaft hinter mir steht. Das ist für mich das Wichtigste." Auch hier wartet Gabriel mit einem Konter auf: "Er hat Unruhe reingebracht wie schon bei anderen Klubs in der Vergangenheit. In Bruck stehen vielleicht ein, zwei Spieler, die mit ihrer persönlichen Situation unzufrieden sind, hinter ihm. Aber das Gros des Teams hat sich von ihm abgewandt, seitdem er Interna an die Medien ausgeplaudert hat." Kasuba kann darüber nur lachen: "Ein Blick auf meine bisherigen Stationen genügt. Ich habe überall meinen Part ordentlich erfüllt, zwinge keinen Klub dazu, mich zu verpflichten. "
Um seine sportliche Zukunft macht sich Kasuba keine Sorgen: "So wie es aussieht, werde ich im Frühjahr wieder in der 1. Landesliga spielen." Was er aus seiner Zeit in Bruck mitnimmt? "Die Erkenntnis, dass eine Mannschaft mit ausreichend Qualität über einen bestimmten Zeitraum auch ohne Trainer erfolgreich sein kann." Dies wiederum verwundert Gabriel: "Bruck war letzte Saison Fünfter und ist jetzt Zweiter. Da dürfte ich als Trainer schon gute Arbeit abgeliefert und meinen Teil dazu beigetragen haben." Sportlich wird der Kasuba-Abgang nicht ohne Folgen bleiben: "Wir werden ihn ersetzen, stehen mit Spielern in Kontakt", sagt der Trainer.
Christian Reichel