Spätestens nach der Hinrunde 2013 ist wohl auch den letzten Skeptikern klar: Der Titel in der 2. Landesliga West führt in dieser Saison über den Kremser SC! Die Wachauer feierten in den vergangenen Wochen unter Neo-Coach Christian Karl eine sportliche Wiederauferstehung beachtlichen Ausmaßes, diktierten ganz klar das Geschehen. Wir sprachen mit Karl über die erste Hälfte der Meisterschaft, seinen Top-Akteur der Hinrunde, das Mallorca-Trainingslager und die Sportstadt Krems.
Ligaportal.at: Herr Karl, zunächst mal Gratulation zum Herbst-Meistertitel 2013 und zu 37 erzielten Punkten - von 39 möglichen. Wie fällt ihr Resümee zur Hälfte der Punktejagd aus?
Christian Karl: "Ich denke, dass wir keinen einzigen dieser 37 Punkte zu Unrecht geholt haben. Wir traten in den vergangenen Monaten sehr dominant auf, hatten aber auch unsere Schwächephasen - etwa in den Matches gegen Eggenburg, Kilb oder Seitenstetten. Teilweise liefen 20 bis 30 Minuten in einem Spiel an uns vorbei. Am Ende haben wir uns aber alles hart erarbeitet. Doch etwas Kopf-Zerbrechen ist auch dabei."
Ligaportal.at: Inwiefern?
Christian Karl: "Ich hätte mir nicht gedacht, dass uns Rohrendorf so hartknäckig auf den Fersen bleibt (Anm. d. Red.: sieben Punkte Rückstand). Vor den letzten drei Spielen war ich mir sicher: Wenn wir all diese Spiele gewinnen, bauen wir unseren Vorsprung weiter aus. Doch dieser Fall ist trotz den drei Erfolgen nicht eingetreten (schmunzelt)."
Ligaportal.at: Von 13 Spielen hat der KSC 12 gewonnen. Nur beim 1:1 in Runde 10 gegen Kilb gab ihr Team Punkte ab. Welchen Stellenwert nimmt dieses Spiel im Rückblick ein?
Christian Karl: "13 Siege in 13 Spielen - das wäre schon etwas Besonderes gewesen, das gibt es nur selten. Doch wir waren an jenem Tag nicht besser als Kilb. Wir hatten uns den Sieg nicht und Kilb sich andererseits den Punkt verdient. Doch bei solchen Analysen nähern wir uns nun schon auch der Kategorie "Jammern auf hohem Niveau"."
Ligaportal.at: Nebst den starken Leistungen blickt der KSC auch auf eine mehr oder weniger verletzungsfreie Hinrunde zurück.
Christian Karl: "Da wage ich schon zu behaupten, dass dies auch mit meinen Trainings-Methoden zu tun hat. Und natürlich mit Heini Täuber, unserem Doktor und Positiv-Denker. Für den Trainer ist so eine Situation ein Traum, für den 12., 13. oder 14. Spieler im Kader hingegen bitter - diese musst du dann auch bei Laune halten können. Die Hinrunde hat aber auch gezeigt, dass wir im Team über eine gute Mischung mit gesunden Charakteren verfügen. In denen es für Spieler wie Goalie Zwirner sicher nicht einfach war, sich plötzlich auf der Ersatzbank wiederzufinden. Doch er hat ehrlich weiter trainiert, Hut ab vor solchen Spielern. Und hinten nach drängen junge Spieler wie Moser, Pfaller oder Nestler - sie geben ordentlich Gas und werden weiter ihre Chance kriegen."
Ligaportal.at: Wie weit ist das Team in ihrer Vorstellung - wie viel Potenzial steckt noch im Team?
Christian Karl: "Es war schon einiges zu sehen, dass meinen Vorstellungen entspricht. Gewisse Dinge können wir aber noch nicht so umsetzen. Wir haben unsere Qualitäten im Umschalt-Verhalten, doch mit dem Pressing klappt es noch nicht nach Wunsch. Da braucht es Spieler, die 90 Minuten marschieren - wir arbeiten daran."
Ligaportal.at: Der KSC verfügte in der Hinrunde in jeder Formation über herausragende Akteure - möchten Sie einen Spieler hervorstreichen?
Christian Karl: "Ja, für mich ist das ganz eindeutig Erwin Denk. Er geht vorne weg, ist für dieses Team auf dem Platz und auch abseits davon sehr wichtig. Ich schätze ihn als Spieler und als Menschen, habe mit ihm gemeinsam 2007 im Horn-Dress den Meistertitel gefeiert."
Ligaportal.at: Apropos Spieler: Welche Veränderungen sind in der Winterpause geplant?
Christian Karl: "Es wird kaum Veränderungen geben. WIr haben 17 Feldspieler im Kader - das ist nicht übermäßig viel. Falls es einer mehr wird, dann ist es auch nicht die Welt. Wir werden uns umschauen, was am Markt verfügbar ist. Eines ist klar: Wir wollen im Frühjahr unseren Vorsprung nicht bloß verteidigen - wir wollen ihn weiter ausbauen."
Ligaporttal.at: In den letzten Tagen fiel im Zusammenhang mit dem KSC immer wieder der Name Christian Schragner - der Rohrendorf-Akteur hat aber einen Wechsel in der Winterpause ausgeschlossen.
Christian Karl: "Ich habe mich mit Christian im Sommer unterhalten, damals hat es mit einem Transfer nicht geklappt. Er zäht zu den Top-3-Spielern in unserer Liga. Mit ihm könnte ich ein anderes System spielen - eines, das meinen Vorstellungen entspricht. Schragner ist einer jener Spieler, die 90 Minuten marschieren, ein Spieler, der einem Team von heute auf morgen weiterhilft. Ich kenne seine Vereinbarung mit Rohrendorf nicht. Sollte sie aber bis zum Saisonende laufen, dann wird es von uns keine Initativen geben."
Ligaportal.at: In der Winterpause bleibt nun auch - im Vergleich zum Sommer - mehr Zeit, um auf taktische Feinheiten einzugehen.
Christian Karl: "Völlig richtig. Während der Meisterschaft musste ich jede Woche auf den jeweiligen Gegner eingehen. Da gngen zwei von vier Trainings dafür drauf, vor dem Echsenbach-Spiel widmeten wir uns sogar in jeder Einheit dem Gegner."
Ligaportal.at: Wieso gerade Echsenbach?
Christian Karl: "Das hatte mit dem dortigen, ungewöhnlich kleinen Platz zu tun. Wir bereiteten uns in besagter Woche eigens auf dem Lerchenfeld-Platz auf dieses Spiel vor. Denn dieser verfügt über die selben Maße wie der Platz in Echsenbach. In der ersten Einheit auf dem Lerchenfeld-Platz landeten in den ersten 20 Minuten von zehn Bällen neun im Out. Insofern war diese Form der Vorbereitung nicht unwichtig für dieses Match."
Ligaportal.at: Wie geht es in Krems nun mit Blickrichtung Frühjahr weiter?
Christian Karl: "Wir trainieren bis Ende November weiter, mit im Schnitt zwei Einheiten pro Woche. Nach einer drei- bis vierwöchigen Pause machen wir in der Halle weiter, ehe am 20. Jänner der offizielle Trainngs-Start erfolgt. Das Highlight der Vorbereitung wird Mitte Februar das Trainingslager auf Mallorca sein. Der Verein ermöglicht dem Team solche Voraussetzungen, die Mannschaft leistet dazu auch einen Selbstkosten-Beitrag. Es zeigt allen ganz klar, wo der KSC hin will."
Ligaportal.at: Sportlich läuft es für den Traditionsklub nach Wunsch - wie schaut es in punkto Infrastruktur aus?
Christian Karl: "Die Stadt Krems ist in Person von Bürgermeister Reinhard Resch und Sport-Stadtrat Albert Kisling sehr dahinter, die Trainings-Möglichkeiten ständig zu verbessern. Der Au-Sportplatz wird generalsaniert, verfügt dann über zwei Trainings-Plätze. Wir werden 80 Prozent der Winter-Vorbereitung in St. Pölten abspulen. Doch die Stadt Krems ist wieder auf bestem Wege zu einer Sportstadt, Resch und Kisling sind da sehr bemüht."
Ligaportal.at: Herr Karl, vielen Dank für das Gespräch!
Christian Reichel