Du gehst zum Ball, du spürst einen Schnalzer im Knie. Innerhalb von Sekunden verwandelt sich das Spielfeld in ein Minenfeld voller Fragezeichen: Wie schlimm ist es? Kann ich weiterspielen? Ist es das Kreuzband? Es ist dies der Moment, vor dem sich jeder Fußballer fürchtet. Kreuzbandverletzungen gehören zu den schwerwiegendsten Verletzungen im Fußballsport. Sie können nicht nur deine Karriere dauerhaft beeinträchtigen, sondern erfordern oft auch eine lange und anspruchsvolle Rehabilitation. Risse des vorderen Kreuzbandes entstehen oft durch plötzliche Richtungswechsel, abrupte Abbremsbewegungen aus vollem Sprint oder unglückliche Kollisionen mit anderen Spielern. In diesem Artikel erfährst du wichtige Infos zum Thema Kreuzbandverletzung beim Fußball.

Laut der KFV-Unfalldatenbank IDB-Austria verunfallten 2023 rund 39.200 Personen in Österreich beim Kicken so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Gefährlich sind vor allem Kopfballsituationen, Zweikämpfe und chronische Überbelastung. Über 25% aller Verletzungen im Fußball betreffen das Kniegelenk.
Zuerst muss das Knie abschwellen. Dabei hilft die sogenannte PECH-Regel: Pause – Eis – Kompression – Hochlagerung.
Ein Unfallchirurg oder Kniespezialist stellt nach entsprechender Untersuchung die Verdachtsdiagnose und veranlasst gegebenenfalls eine Überweisung zur Kernspintomografie (MRT). Krücken sind von Anfang an ein wichtiges Hilfsmittel. Das Bein soll nur so weit belastet werden, dass es nicht mehr schmerzt.
Operative Eingriffe solltest du nur von einem Arzt durchführen lassen, dem du zu 100 % vertraust. Die meisten Verletzungen müssen nicht sofort operiert werden. In der Regel bleibt genug Zeit, um sich ausreichend zu informieren.
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Das Kniegelenk wird durch vier Hauptbänder stabilisiert: das vordere Kreuzband (VKB), das hintere Kreuzband (HKB) sowie das Innen- und Außenband. Das vordere Kreuzband spielt dabei eine entscheidende Rolle für die Stabiltität des Kniegelenkes. Es verhindert ein übermäßiges Abweichen des Schienbeins nach vorne in Bezug zum Oberschenkel.
1. Plötzliche Richtungswechsel: Im Fußball kommt es häufig zu schnellen Richtungswechseln, die das Kreuzband stark belasten. Wenn diese Bewegungen mit einem verdrehten Knie einhergehen, erhöht sich das Verletzungsrisiko.
2. Abrupte Stopps: Das schnelle Abbremsen, etwa beim Versuch, einen Ball zu stoppen, kann zu Überlastung und einem möglichen Riss führen.
3. Körperkontakt: Tacklings oder Zusammenstöße können zu einem direkten Schlag auf das Knie führen, der eine Verletzung auslöst.
Es gibt Komplettrupturen - also vollständige Durchtrennungen - des Kreuzbandes und es gibt Teilrisse des vorderen Kreuzbandes. Bei Teilrissen reißt oft nur eines der 2 Kreuzbandbündel. Teilrisse können besonders gut mit einer Kreuzbandnaht in Kombination mit einem Ligament Bracing versorgt werden.
Die häufigsten Symptome eines Kreuzbandrisses sind:
• Ein plötzlicher Schmerz im Knie, oft begleitet von einem hörbaren Knall oder Reißen.
• Anschwellung des Knies innerhalb weniger Stunden nach der Verletzung.
• Instabilitätsgefühl im Knie, insbesondere beim Gehen oder bei Belastung.
• Eingeschränkte Beweglichkeit und Unsicherheit beim Auftreten.
Verdacht auf Kreuzbandriss? Geh kein Risiko ein, informiere Dich beim Spezialisten!
Nach einer Verletzung wird zunächst eine klinische Untersuchung durchgeführt. Tests wie der Lachman-Test, der Schubladentest oder der Pivot-Shift-Test helfen, die Stabilität des Kreuzbandes zu prüfen. Zur Bestätigung der Diagnose wird häufig ein MRT (Magnetresonanztomographie) eingesetzt. Im MRT können der Kreuzbandriss und Begleitverletzungen am Meniskus oder am Gelenkknorpel besonders gut dargestellt werden.
Die Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren ab: Rissform, Begleitverletzungen am Meniskus und Gelenkknorpel sowie von den sportlichen Ambitionen des Spielers in der Zukunft.
• Konservative Behandlung: Physiotherapie, Muskelerhalt und Muskelaufbau, spezielle Knieorthesen, Stammzellen, EMTT Magnetfeldtherapie.
• Operative Behandlung:
Hier gibt es 2 Optionen:
1. Kreuzbandnaht (=Kreuzbandrefixation): Dabei wird das gerissene Kreuzband mit einem Knochenanker oder einem speziellen Buttonsystem am Knochen refixiert bzw. wieder angedübelt. Gleichzeitig wird ein Ligament Bracing (Stütze) mit einem speziellen chirurgischen Nahtmaterial durchgeführt. Die Kreuzbandnaht eignet sich besonders gut für Teilrisse des vorderen Kreuzbandes und bei Komplettrupturen wenn der Kreuzbandstumpf noch kompakt und nicht komplett zerfranst zur Darstellung kommt.
Bei dieser Methode erhält der Spieler und sein Kreuzband sozusagen eine zweite Chance.
2. Kreuzbandrekonstruktion (=Kreuzbandplastik, Kreuzbandersatzoperation): Bei einem vollständigen Kreuzbandriss wenn eine Refixation nicht mehr möglich ist, wird häufig eine Rekonstruktion des Kreuzbandes durchgeführt. Dabei wird das gerissene Band durch einen Sehnenstreifen aus dem eigenen Körper (z. B. von der Quadricepssehne) ersetzt. Der Sehnenstreifen (= das Kreuzbandtransplantat) wird dabei über Bohrungen im Schienbeinkopf und Oberschenkelknochen eingebracht und dort fixiert. Die Einheilungsphase dauert in der Regel bis zu 8 Monate.

Wenn Du mit einem unbehandelten Kreuzbandriss weiterspielst wird die damit einhergehende Instabilität des Kniegelenkes mit hoher Wahrscheinlichkeit zu weiteren Verletzungen im Kniegelenk führen: Mensiskusriss, Knorpelschaden und Knochenmarködem. Aus meiner Erfahrung ist eine frühzeitige Kniearthrose bereits in jungen Jahren dann eine häufige Folge. Ehemalige Profifußballer unter 45 Jahren mit einem künstlichen Kniegelenk sind keine Seltenheit.
Mindestens 6-8 Monate. Dann beginnst Du mit leichtem Mittrainieren ohne Gegnerkontakt.
Volle Rückkehr nach 8-12 Monaten.
Ein frühzeitiger Wiedereinstieg kann rasch zu einer neuerlichen Kreuzbandverletzung führen.
David Alaba ist das beste Beispiel. Es hat etwas gedauert, ein zweiter operativer Eingriff war notwendig. Aber jetzt ist er wieder fit.
Prävention ist essenziell, insbesondere im leistungsorientierten Fußball. Präventionsprogramme wie das FIFA 11+ beinhalten spezielle Übungen, um die Stabilität, Kraft und Koordination zu fördern. Ein gezieltes Training der Beinmuskulatur, korrekte Techniken beim Springen und Landen sowie das Erlernen von sicheren Bewegungsmustern können das Risiko für einen Kreuzbandriss deutlich reduzieren.
Fazit: Kreuzbandverletzungen sind ein ernstes Thema im Fußballsport. Mit moderner Diagnostik, individuell angepasster Therapie und konsequenter Rehabilitation können viele Spieler jedoch erfolgreich in den Sport zurückkehren. Die Bedeutung von Prävention sollte dabei nicht unterschätzt werden, um das Verletzungsrisiko langfristig zu minimieren.
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