Am Freitag, dem 30. Mai – ab 21:10 Uhr – war das Geräusch knallender Sektkorken weit über den Sportplatz des TSV Grafenstein hinaus zu hören. Nachdem man in der Saison 2022/23 gegenüber Donau und in der Saison 2023/24 gegenüber dem SV St. Veit „nur“ Vizemeister wurde, krönte sich der TSV Grafenstein in dieser Saison bereits in der vorletzten Runde der Unterliga Ost zum Meister und Aufsteiger in die Kärntner Liga. Lediglich in der Statistik der erzielten Kärntner Saisontore – und das ist leicht zu verschmerzen – muss sich der Meister der UL-Ost mit dem zweiten Platz zufriedengeben. Den beeindruckenden TSV-Wert von 104 erzielten Saisontoren übertrifft mit 111 Treffern nur der Meister der 2. Klasse A – die SG Gitschtal. Warum das letzte Heimspiel der Saison gegen den SV Ludmannsdorf zur Geduldsprobe wurde, beschreibt Meistertrainer Alexander Stroj im Interview.

Foto: Nina Maurel-TSV Grafenstein (Meister der UL-Ost 24/25 "TSV-Grafenstein" Willkommen in der Kärntner Liga)
Spiel: UL-Ost, 29. Runde – TSV Grafenstein vs. SV Ludmannsdorf – Endstand: 2:1 (HZ: 0:1)
Tore: 0:1 Marjan Ogris-Matic (3. Minute), 1:1 Manuel Rabitsch (61. Minute), 2:1 Dominic Oraze (88. Minute)
Schiedsrichter: Christoph Perchtold / Assistenten: A1: Christoph Messner, A2: Gregor Komar
Die erste Spielhälfte beschreibt TSV-Trainer Alexander Stroj so: „Wir waren sehr nervös und haben den selbst auferlegten Druck gespürt. Das Gerede, dass wir schon alles in trockenen Tüchern hätten, musste ich die ganze Woche aus den Köpfen der Spieler bekommen. Diese Nervosität war nicht zu verbergen!“
Bereits in der dritten Minute gehen die Gäste aus Ludmannsdorf mit 1:0 in Führung. Nach einem Angriff entsteht vor dem Tor von Thomas Peter Pachernig ein wildes Gestocher, ehe Marjan Ogris-Matic den Ball irgendwie im Tor des TSV unterbringt.
In den verbleibenden Minuten bis zur Pause verteidigten die Gäste zwar intensiv, aber geschickt – trotz drückender Angriffe und Chancen der Heimischen – ihren Strafraum, ehe Schiedsrichter Christoph Perchtold zur Pause pfeift.
Grafenstein kommt entschlossen aus der Kabine, den Druck auf den Gegner zu erhöhen. Chance um Chance wird herausgespielt – aber Ludmannsdorf-Keeper Manuel Jachs ist warmgeschossen und kann mehrfach klären. In der 61. Minute brandet erstmals Jubel unter den rund 500 Besuchern auf: Manuel Rabitsch köpft nach einer Ecke den Ausgleich zum 1:1.
Die nächsten Minuten werden zur Geduldsprobe für Grafenstein, denn zahlreiche Möglichkeiten zur Führung bleiben ungenutzt. Doch es wird spürbar, dass bei den Gästen die Kräfte für die Abwehrschlacht nachlassen.
Dann die 88. Spielminute: Freude, Jubel, Menschen liegen sich in den Armen – TSV Grafenstein geht durch ein Tor von Dominic Oraze mit 2:1 in Führung. Der Grafensteiner mit der Rückennummer 5 steht goldrichtig im Fünferraum und bringt den Ball über die Linie. Damit schreibt er Vereinsgeschichte: Erstmals wird der TSV Grafenstein Meister der Unterliga Ost und steigt in die Kärntner Liga auf.

Foto: Nina Maurel - TSV Grafenstein ( Nach dem 2:1 Heimsieg gegen SV Ludmannsdorf. Medaillen & Pokal für den UL-Ost Meister)
Stimme zum Spiel: TSV-Meistertrainer Alexander Stroj im Ligaportal-Interview
„Es war eine harte Woche, denn von überall kamen Stimmen, die meinten, dass der Titel schon sicher sei. Solche Voraberwartungen setzen sich natürlich auch in den Köpfen der Spieler fest – dem musste ich unter der Woche entgegenwirken.
Man hat unsere Nervosität besonders in der ersten Halbzeit gesehen. Dann geht der Gegner auch noch in der 3. Minute in Führung – das war nicht gerade hilfreich. Wir haben zwar das Spielgeschehen dominiert, aber unsere Chancen nicht verwertet. Ludmannsdorf stand in den ersten 45 Minuten sehr gut im eigenen Strafraum und konnte unsere Versuche stets abwehren.
In der zweiten Hälfte hat man aber gemerkt, dass dieser Einsatz Kraft kostet. Ludmannsdorf war wirklich sehr schwer zu bespielen. Ich war mir aber sicher, dass wir dieses Geduldsspiel zu unserem Vorteil nutzen können. Der Druck meiner Mannschaft war enorm. Letztlich haben wir mit voller Konzentration den Sieg erzwungen.“
„Trotz des frühen Rückstands hatte ich ein gutes Bauchgefühl. Ich wusste, dass wir das Spiel gewinnen würden – auch wenn es ein Geduldsspiel war. Spätestens nach dem 1:1 war ich mir sicher, dass wir noch nachlegen können. Unser Druck und unsere Überlegenheit waren einfach zu groß.“

Foto: Nina Maurel - TSV Grafenstein: (Spieler & Fans nach dem Meistertitel in Feierlaune)
„Ich hatte keinen Zweifel an meiner Mannschaft – ich wusste, dass der TSV Grafenstein das Zeug zum Meister hat. Woran ich tatsächlich gezweifelt habe, war, ob sich unser härtester Konkurrent, St. Michael, einmal einen Ausrutscher leisten würde. Diese Frage hat mich beschäftigt. St. Michael hat eine Bombenmannschaft, die uns – trotz ihrer Jugend – alles abverlangt hat. Auf diesem Weg wünsche ich St. Michael alles Gute für die Relegation gegen den Zweiten der UL-West. Meine gedrückten Daumen gehen ins Lavanttal.“
„Ich denke, am 8. Juni 2025 wird es ab 17:00 Uhr eine große Meisterfeier geben. Treffpunkt für alle Fans und Mitfeiernden ist beim Kreisverkehr Grafenstein (neben dem Hambrusch).
Sportlich sind wir für die Kärntner Liga gut gerüstet. Natürlich werden wir die Vorbereitung nicht mit geschlossenen Augen angehen. Die größte Herausforderung wird es sein, vier junge Talente zu finden, die laut Reglement für die Teilnahme an der Kärntner Liga erforderlich sind. In dieser Hinsicht sind unsere Fühler bereits weit ausgestreckt.“
Klaus Slamanig