In der Reihe der Ligaportal-Vereinsportraits ist dieses Mal der ESV Krems an der Reihe. Der Traditionsverein aus Krems an der Donau ist mit einer einzigartigen Historie gesegnet. Leider sieht die Gegenwart mit Platz sechs in der 2. Klasse Wachau nicht ganz so rosig aus, doch die "Lok" ist nach turbulenten Zeiten nun wieder auf ruhigeren Gleisen unterwegs.
Ligaportal wirft heute einen Blick auf den am 1. Jänner 1919 gegründeten Eisenbahnersportverein "Vorwärts" Krems. Auch im Vereinsregister ist der 01.01.1919 als Gründungsdatum eingetragen, damit ist der ESV noch vor dem KSC der älteste Fußball-Verein in Krems. Den liebevollen Namen "Lok" erhielt man vom Volksmund seit jeher wegen der engen Verbindung zur Arbeiterschaft und insbesondere zu den Bediensteten der Bahn. Höhepunkte der Vereinsgeschichte der Eisenbahner waren mehrere Saisonen in der niederösterreichischen Landesliga!
In der Saison 1951/52 wurde Vorwärts Meister in der II. Liga West und zog damit in die höchste Spielklasse des größten Bundeslandes Österreichs ein. Nach einer Strafbeglaubigung im Spiel gegen den Badener AC folgte jedoch nach der Spielzeit 1952/53 der direkte Abstieg. Dies konnte 1960/61 mit dem erneuten Aufstieg in die niederösterreichische Landesliga repariert werden. Ab der Saison 1961/62 spielte Vorwärts Krems somit erneut in der blau-gelben "bel étage".
Bei den Eisenbahnern hatte jeder Fußballer den gleichen Stellenwert. Egal welcher sozialen Herkunft. Selbst Doktor Michael Häupl sagte: "Es war der ESV Vorwärts Krems, in dessen Mannschaft ich meiner Fußball-Leidenschaft als Spieler in meiner Schulzeit 1967 frönen durfte." Der spätere legendäre langjährige Bürgermeister von Wien besuchte damals das Bundesrealgymnasium in Krems und absolvierte anschließend den Präsenzdienst in Mautern.
Ohne Mister "Man reiche den Spritzwein!" folgten Jahre als "Fahrstuhlverein" zwischen der Landesliga und der neuen Unterliga Nord/Nordwest. Die sportlich beste Landesliga-Saison gab es 1972/73: Sechster in der Landesliga und damit nur einen Platz hinter dem großen Lokalrivalen Kremser SC. In der Spielzeit 1973/74 spielten dann gleich drei Kremser Vereine in der Landesliga, Meister KSC, dazu Hütte Krems auf Platz acht und Vorwärts Krems auf Rang 13 und damit Absteiger.
Ab 1974/75 spielte man als Avanti Krems in der Unterliga Nord/Nordwest, ab 1976/77 in der Oberliga West ehe nach der Saison 1982/83 der Abstieg aus der Oberliga traurige Realität war. In der Spielzeit 1983/84 ging es gegen den Lokalrivalen VÖEST Krems in der Unterliga Nordwest/Waldviertel, aus der man 1989/90 als Letzter absteigen musste. In der Saison 1991/92 passierte dann auch noch der Abstieg aus der 1. Klasse Nordwest/Mitte nach einem Punkteabzug wegen dem Skandalspiel gegen Großriedenthal.
Damit war die "Lok" ab 1992/93 in der 2. Klasse Wachau angekommen. Der Fall in den Keller schmerzte den Traditionsverein. Der aktuelle Obmann Andreas Murhammer sieht dennoch optimistisch nach vorne: "Der ESV ist für mich eine Herzensangelegenheit. Es war mein erster Verein. Ich habe mich damals vom Sechsjährigen bis in die Kampfmannschaft hochgespielt.“ Murhammer übernahm den ESV Krems 2015 am Scheideweg.
Sportlich in der Nicht-Existenz der 3. Klasse Hornerwald angelangt, stand auch das wirtschaftliche Überleben auf wackeligen Beinen. "Als wir in die 2. Klasse zurückgekehrt sind, waren wir der Punktelieferant der Liga. Somit stellte sich die Frage: Zusperren, was eigentlich schon vor meiner Übernahme geplant war, oder weitermachen?“ Murhammer kämpfte weiter und wurde dafür belohnt: Mittlerweile spielt die "Lok" im erweiterten Spitzenfeld mit und konnte 2019 das hundertjährige Jubiläum feiern. Ligaportal wünscht für die Zukunft alles Gute!