2. Landesliga Ost

Spitzenreiter Sierndorf hat andere Ziele: „Der Aufstieg ist für uns kein Muss, das war nie unser Ziel“

Der SV Sierndorf liegt nach 20 Runden in der 2. Landesliga Ost auf dem ersten Platz und hat aktuell die besten Karten aufzusteigen. Trotz der aussichtsreichen Ausgangslage ist der Titel und der damit verbundene Aufstieg dennoch nicht das direkte Saisonziel. „Wir wollen so lange wie möglich vorne mitspielen und dann schauen, was passiert“, erklärt Coach Rene Herbst. Im Ligaportal-Interview spricht der Spielertrainer unter anderem über den Frühjahrsstart und dem Showdown um die Tabellenführung am Wochenende gegen Ebreichsdorf.

„Ergebnis harter Arbeit“

Ligaportal: Herr Herbst, danke fürs Zeitnehmen. Sie sind aktuell Tabellenführer, haben allerdings aus den ersten fünf Spielen heuer nur einen Sieg geholt. Wie bilanzieren Sie?

Trainer Rene Herbst: Wir hatten ein wirklich anspruchsvolles Startprogramm mit Spielen gegen absolute Top-Teams. Ein Unentschieden gegen Katzelsdorf, Brunn und Mistelbach ist da völlig in Ordnung. Gegen Wolkersdorf haben wir gewonnen, in Neudorf aber unglücklich verloren. Insgesamt ist das eine durchschnittliche Bilanz, das muss man ehrlich sagen. Aber wir haben alles selbst in der Hand und stehen nicht unter Druck. Unser Fokus liegt darauf, attraktiven Fußball zu spielen und uns weiterzuentwickeln.

Ligaportal: Bedeutet das, dass der Aufstieg gar nicht das Ziel heuer ist?

Herbst: Wenn man bedenkt, wo wir in den letzten Jahren waren – letztes Jahr haben wir auf Platz zehn abgeschlossen – ist es schon eine Überraschung, dass wir so gut performen und uns so positiv entwickeln. Das ist aber das Ergebnis harter Arbeit. Die Mannschaft macht das einfach richtig gut, und wenn man in so einem Lauf ist, kommt vieles von selbst. Aber der Aufstieg ist für uns kein Muss, das war nie unser Ziel. Wir wollen so lange wie möglich vorne mitspielen und dann schauen, was passiert.

„Positiver Druck“

Ligaportal: Wie bereits erwähnt, sind die Resultate im Frühjahr bisher eher mäßig. Was hat sich im Vergleich zum Herbst, wo Ihre Mannschaft sehr gut drauf war, verändert?

Herbst: Im Herbst haben wir ohne große Erwartungen gespielt, und das hat man gemerkt. Jetzt ist die Situation eine andere. Jede Woche kommt ein Gegner und will gegen den Tabellenführer bestehen. Für viele unserer Spieler ist das eine neue Herausforderung. Natürlich ist es ein positiver Druck, aber es fordert uns, jedes Mal unser Bestes abzurufen. Wir wollen uns weiterentwickeln und schauen, ob wir unsere spielerische Linie gegen die Gegner, gegen die wir eigentlich performen sollten, auch wirklich durchziehen können.

Ligaportal: Sie haben im Winter zwei Transfers getätigt. Thomas Bartholomay und Mario Charvat stoßen zum Verein. Was bringen die beiden Spieler mit?

Herbst: Bartholomay ist eine enorme Verstärkung für uns. Er war Kapitän in der Regionalliga Ost, und ich kenne ihn schon aus unserer gemeinsamen Zeit in jungen Jahren. Deshalb kam dieser Transfer zustande. Er bringt Stabilität ins Team, was man auch sieht. In fünf Spielen gegen Top-Teams haben wir nur vier Gegentore bekommen. Mario ist ein junger Spieler mit enormer Schnelligkeit und macht große Fortschritte. Er wird uns sicher noch sehr helfen.

„Das Hier und Jetzt“

Ligaportal: Sie sind Spielertrainer. Bleiben Sie im Falle des Aufstiegs noch Spieler oder konzentrieren Sie sich dann nur auf den Trainerjob?

Herbst: Das wurde ich in letzter Zeit öfters gefragt und es ist definitiv nicht einfach. Ich plane nicht zu weit voraus, sondern konzentriere mich auf das Hier und Jetzt. Ich bin 39, fühle mich fit und will diese neun Wochen mit der Mannschaft intensiv arbeiten. Ob es dann weitergeht, entscheide ich im Sommer. Mein Fokus liegt aktuell darauf, die Mannschaft bestmöglich vorzubereiten.

Ligaportal: Sie waren als Spieler in der 2. Liga Österreichs engagiert und damit Profi. Ist es Ihr persönliches Ziel, auch als Trainer dieses Niveau zu erreichen?

Herbst: Fußball ist eine schnelllebige Welt. Mein Ziel ist es, Spieler weiterzuentwickeln und das Team voranzubringen. Natürlich will man so weit wie möglich kommen, aber der Weg dorthin ist steinig. Ich bin erst im ersten Jahr als Spielertrainer und sammle meine Erfahrungen. In ein paar Jahren wird sich zeigen, wohin die Reise geht. Ich bin ambitioniert, aber ob es klappt, bleibt offen. Ich bin auch Sportlehrer und sehr zufrieden mit meiner aktuellen Situation. Sollte sich etwas ergeben, freue ich mich, aber mein Fokus liegt auf der Meisterschaft.

„Sie müssen, wir würden gerne“

Ligaportal: Der nächste Gegner ist Ebreichsdorf – Ein direkter Konkurrent im Titelkampf. Was erwarten Sie für ein Spiel und wie legen Sie es an?

Herbst: Das ist eine große Herausforderung. Der Unterschied ist: Sie müssen, wir würden gerne. Unsere Mannschaft ist für solche Spiele extrem motiviert. Wenn wir dort bestehen – sei es mit einem Punkt oder einem Sieg – wäre das ein riesiger Vorteil, auch für das direkte Duell. Aber selbst wenn wir verlieren, geht die Welt für uns nicht unter. Wir wollen das Beste aus dem Spiel rausholen und werden alles geben.