2. Landesliga West

König: "Wir erleben einen Seuchen-Herbst"

Leader kremser scSchrems stellt in der 2. Landesliga West die Konkurrenz derzeit in den Schatten - auch die vermeintlichen Titelkandidaten. Dazu zählte vor Saisonbeginn auch der Kremser SC, der nach sehr gutem Start ins Wanken kam und sich acht Punkte hnter Schrems mit Platz vier begnügen muss. unterhaus.at sprach mit dem sportlichen Leiter Christian König über die Hinrunde, Trainer Schmircher und das Saisonziel.

 

unterhaus.at: Herr König, vier Runden vor Ende der Hinrunde fehlen dem Kremser SC acht Punkte auf Platz eins. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage?
Christian König: "Wir haben nach neun Runden zu wenig Punkte auf dem Konto. Doch wenn viele Dinge im Fußball gegen den Strich laufen, kann das eben passieren. Die Verletzungen und Sperren dürfen keine Ausrede sein, sind aber ein Mitfaktor. Es läuft auch in spielerischer Hinsicht nicht nach Wunsch. Wir stecken in einer kleinen Krise - sofern man überhaupt von einer Krise sprechen kann. Doch wir werden im Vorstand sicher nicht die Nerven über Bord werfen. Dazu sind wir schon zu lange im Geschäft."

 

unterhaus.at: Sieben Runden lang blieb das Team unbesiegt, doch die jüngsten beiden Matches gingen verloren: 0:3 in Haitzendorf, 0:2 zu Hause gegen Kilb. Was lief da schief?
Christian König: "Wir haben zum einen einen Kader mit 17, 18 Leute. Darunter sind viele junge Kicker. Und einer jungen Mannschaft wird jeder zugestehen, dass eine gewisse Kontinuität nicht gegeben ist. Zum anderen hatte ich mir aber schon erwartet, dass die sogenannten Routiniers mehr Konstanz zeigen. Doch diese Erwartungs-Haltung erfüllten bislang aus meiner Sicht nur Denk und Gusenbauer. Von Langstadlinger oder auch Fertl und Hackl muss mehr kommen. Das, was sie derzeit zeigen, ist zuwenig. Sie haben schließlich zum Teil auch schon in höheren Ligen Erfahrung gesammelt."

 

unterhaus.at: Wie beurteilen Sie die bisherige Arbeit des neuen Trainers Willi Schmircher?
Christian König: "Schmircher trifft die allerwenigste Schuld an der derzeitigen Situation. Wir sind mit ihm sehr zufrieden. Er kommt in der Mannschaft sehr gut an, kann sich sehr gut artikulieren, hat ein gutes Standing und derzeit nicht viele Möglichkeiten zu variieren. Er muss sich die elf Spieler Woche für Woche mehr oder weniger zusammen kratzen. Wir erleben einen Seuchen-Herbst, im Gegenatz zur Vorsaison. Da hatte Ex-Trainer Batricevic zwischendurch das Glück, sechs oder sieben Spiele in Folge die gleiche Startelf aufbieten zu können."

 

unterhaus.at: An der Tabellenspitze hat eindeutig Schrems das Sagen und von 27 möglichen Punkten gleich 23 ergattert.
Christian König: "Ohne deren Leistung schmälern zu wollen, muss man ganz klar sagen, dass sie vom Saison-Verlauf profitieren, die Gunst der Stunde eiskalt ausnützen. Während die vermeintlichen Titelanwärter Melk und Krems schwächeln. Schrems stellt eine sehr gute, kompakte Mannschaft, die ohne so genannte Stars auskommt.  Ich glaube aber, dass sie auf lange Sicht der Konkurrenz nicht enteilen werden."

 

unterhaus.at: Am kommenden Freitag hat der Kremser SC ab 20 Uhr Hofstetten zu Gäst. Da zählt  für Ihre Mannschaft vermutich nur ein Sieg.
Christian König: "Das ist leichter gesagt als getan. Hofstetten ist unser absoluter Lieblingsgegner - im negativen Sinne. Diese Mannschaft liegt uns ganz einfach nicht. In der Saison 2011/12 endeten beide Duelle mit Hofstetten remis (jeweils 1:1, Anm, d. Red.). Wenn wir wüssten woran es liegt, würden wir es lieber heute als morgen ändern."

 

unterhaus.at: Wie lauten die Ziele des Kremser SC vorm Finish der Hinrunde?
Christian König: "Von den zwölf zu vergebenden Punkten wollen wir soviele wie möglich ergattern. Mit den vier Langzeit-Verletzten Blauensteiner, Neugebauer. Brandstetter und Schmircher rechne ich erst wieder im Frühjahr. Die aktuellen acht Punkte Rückstand sind im Rahmen. Im Vorjahr lagen wir zum selben Zeitpunkt sieben Punkte hinter Ober-Grafendorf und haben uns im Frühjahr noch ran gekämpft."

 

unterhaus.at: Gesetzt den Fall, der Rückstand vergrößert sich noch bis zur Winterpause: Sind dann personelle Konsequenzen möglich?
Christian König: "Wir haben der Mannschaft schon klar gemacht, dass wir uns im Winter vielleicht von dem einen oder anderen Spieler trennen werden, sollten wir in der Tabelle noch weiter zurückfallen. Unserer Linie, junge, talentierte Spieler aus dem Raum Krems bzw. St. Pölten zu verpflichten, wollen wir in jedem Fall treu bleiben. Abgesehen davon greifen wir nur zu, wenn es sich wirklich um einen Ausnahme-Könner handelt."

 

unterhaus.at: Für den Fall, dass es umgekehrt läuft und Krems der Spitze bis zum Ende der Hinrunde noch näher rückt - könnte dann im Winter noch die eine oder andere Verstärkung beim SC landen?
Christian König: "Wir haben ein Stürmer-Problem. Der Abgang von Stanojcic hat uns im Sommer weh getan, das gebe ich zu. Wir halten schon längere Zeit die Augen offen nach einem Stürmer, der groß gewachsen und in der Lage ist, die Bälle vorne zu halten. Wir suchen nicht verbissen nach ihm. Doch wenn sich etwas auftut, werden wir zugreifen."

 

unterhaus.at: Vor der Saison gab Krems den Titelgewinn als Ziel aus - hat sich daran inzwischen etwas geändert?
Christian König: "Nein. Wir wollen nach wie vor aufsteigen. Acht Punkte Rückstand sind kein Grund, die Ziele über Bord zu werfen. Wir wollen am Saisonende ganz oben stehen."

 

unterhaus.at: Herr König, wir danken für das Interview.

 

Christian Reichel