Frauen Kärntnerliga

SV Wernberg: „Dann gehe ich lieber Radfahren!“ – Herbert Orter

Ligaportal widmet sich diesmal in einem Interview Herbert Orter, der bis vor Kurzem noch Trainer der Frauenkampfmannschaft des SV Wernberg war. Der Entschluss, sein Traineramt niederzulegen, ist in den letzten Monaten langsam gereift. Vor wenigen Tagen hat er aufgrund diverser Gegebenheiten die „Handbremse“ gezogen und den Vorstand des SV Wernberg über seine Entscheidung informiert. Herbert Orter kann selbst auf große Erfahrung als Fußballer zurückblicken und gab sein Wissen später als Trainer von Herren-Kampfmannschaften weiter. Vor 13 Jahren brachte ihn der Zufall zum Frauenfußball, und zehn Jahre lang war er für die Frauenkampfmannschaft aus Wernberg verantwortlich. Die Bilanz seiner Trainerkarriere: 346 Bewerbsspiele – davon 167 Siege, 55 Remis und 124 Niederlagen. Im Interview mit Ligaportal erklärt er die Gründe für seinen Rücktritt und beantwortet „heiße“ Fragen rund um den Frauenfußball in Kärnten.

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Foto SV Wernberg privat: (Herbert Orter hört nach 10 Jahren als Frauentrainer bei Wernberg auf)

Herbert Orter im Ligaportal-Interview

13 Jahre Trainer einer Frauenkampfmannschaft, 10 Jahre davon beim SV Wernberg. Warum der plötzliche Rückzug als Trainer?

Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht um den heißen Brei rede. Fakt ist: In den letzten Monaten hat sich bei mir zunehmend persönlicher Ärger über verschiedene Gegebenheiten aufgebaut. Diese haben sich zuletzt so sehr verdichtet, dass ich bei einer Fahrradtour kürzlich den Entschluss gefasst habe, aufzuhören.

War es ein Abschied im Guten? Und worum geht es konkret?

Vorweg: Es hat nichts mit den Verantwortlichen beim SV Wernberg zu tun. Natürlich habe ich in der Vergangenheit Wünsche und Vorschläge an den Vorstand herangetragen – manche wurden erfüllt, manche nicht. Aber das war für mich immer in Ordnung, und meine zehn Jahre in Wernberg sprechen für sich. Mit dem Obmann gab es ein Gespräch über meinen Rücktritt, und wir sind im besten Einvernehmen auseinandergegangen. Auch meine Trainerkollegen im Verein haben Verständnis für meine Entscheidung.

Als Außenstehender versteht man das oft nicht, aber Frauenfußball ist sehr speziell. Es gibt viel Eifersucht, viel Zickenkrieg – man muss oft mehr Psychologe als Trainer sein. Und diese „Zickereien“ haben ein Ausmaß erreicht, bei dem ich für mich die Reißleine gezogen habe. Im Herrenfußball läuft vieles über Zusammenhalt – das fehlt im Frauenfußball häufig. Wenn einer Spielerin die Situation mit den Mitspielerinnen nicht passt, ist sie weg. Aber Fußball lebt vom Teamgeist. Fehlen Zusammenhalt und Spirit, fehlt die Stärke, als Einheit aufzutreten. „Zickenkrieg“ – das kann und will ich mir nicht mehr antun. Also soll jemand anderes das Amt übernehmen. Es tut mir zwar leid um die vielen jungen Mädchen in Wernberg, aber mein Entschluss steht fest.

Wie schätzt du die Situation im Kärntner Frauenfußball ein?

Der Kärntner Frauenfußball ist vor einigen Jahren stehen geblieben. Dabei gäbe es in Kärnten großes Potenzial. Aber anscheinend kommt man nur mit – sagen wir es so – „geschenkten“ Lizenzen in die höchsten Ligen. Sportlich hinkt Kärnten der Steiermark und Oberösterreich deutlich hinterher.

Dort gibt es mehrere Spielklassen, und man muss sich sportlich für einen Aufstieg qualifizieren. In Kärnten kann sich jeder Neueinsteiger für die Kärntner-Liga-Meisterschaft anmelden – kurioserweise sogar, ohne eine Nachwuchsmannschaft stellen zu müssen.

Noch kurioser ist, dass der Frauenbewerb der Kärntner Liga im Frühjahr in ein oberes und ein unteres Play-off aufgeteilt wird. So spielt „Frau“ oben um den Meistertitel der Kärntner Landesliga, unten um jenen der Unterliga. Ohne diese Teilung oben & unten dürfte der Kärntner Frauen-Ligameister gar nicht am Relegationsturnier für die 2. Bundesliga teilnehmen. Zudem gibt es unter den Vereinen wenig Miteinander – das Gegeneinander wird immer spürbarer.

Entwickelt sich der Kärntner Frauenfußball in die richtige Richtung?

Ganz klar: Nein. Der gesamte Modus und die Meisterschaft gehören reformiert. Nur fünf Vereine in der Kärntner Liga bieten qualitativ guten Fußball – weil dort auch Nachwuchsarbeit betrieben wird. Aber es gibt auch Teilnehmer, die sofort mit einer Kampfmannschaft in den Bewerb einsteigen wollen, ohne auch nur einen Euro oder eine Minute in Nachwuchsarbeit investiert zu haben. Manche dieser Vereine haben nicht einmal eine eigene Spielstätte, treten als Wandervögel auf – und versuchen permanent über WhatsApp-Gruppen, Spielerinnen anderer Vereine abzuwerben. Dabei holten sie in zwei Jahren Meisterschaft nicht einmal fünf Punkte. Hier muss sich der Verband endlich etwas einfallen lassen.

Es gibt Gerüchte, dass neue Vereine wie Arnoldstein, Glanegg, Sirnitz, Sachsenburg, Ledenitzen und Ruden in die Großfeldmeisterschaft einsteigen wollen. Wie siehst du das?

Letzte Saison hatten wir während der Spielzeit keinen einzigen Rückzug aus der Meisterschaft – das war erfreulich. Aber in den Jahren davor waren es zwei bzw. drei Vereine, die den Spielbetrieb während der Saison einfach eingestellt haben. In der vergangenen Saison mussten wir außerdem häufig Spiele gegen schwach besetzte Teams bestreiten – teilweise standen nur acht oder neun gegnerische Spielerinnen auf dem Platz.

Was könnte helfen, diese Probleme zu lösen?

Der KFV sollte dieselben Regelungen wie im Herrenfußball einführen: verpflichtende Mädchen-Nachwuchsteams. Auch dort gibt es Förderungen nur, wenn die Nachwuchsvorgaben erfüllt sind. Zudem ist die einzige Klasse im Großfeldmodus zu hinterfragen. Hier sollten Neueinsteiger nur in der Unterliga einsteigen dürfen und nur nach sportlicher Qualifikation in die Kärntner Liga aufsteigen dürfen.

Wie sieht deine sportliche Zukunft aus?

Sag niemals nie. Wenn sich etwas Interessantes ergibt, bin ich gerne bereit, eine neue Herausforderung als Trainer anzunehmen.

Klaus Slamanig