„Das ist eine gute Frage. Fußball ist seit 19 Jahren Teil meines Lebens und ohne Fußball geht nichts!“, so Ryan Taylor-Thomas Lee Colvin, über den Stellenwert des Fußballsports in seinem Leben. Dieses Karriereinterview war etwas Besonderes, denn erstmals kam ein Spieler zu Wort, der vom Nachwuchs in St. Jakob/Rosental über Dubai bis nach Bolton (England) gezogen ist. Im Ligaportal-Interview spricht Ryan Taylor Thomas Lee Colvin über seine fußballerischen Anfänge, die Dubai-Akademie und die VAE-Nachwuchsmeisterschaft, seinen Traum, Fußballprofi auf der Insel zu werden, und vieles mehr.

Foto: Ryan Colvin privat (links im schwarzen Trikot - VAE Meiserschaft Dubai)
Ich denke, ich habe Fußball als System in mir verinnerlicht. Fußball ist für mich ein Lebensstil. Egal, um was es bei mir geht, es dreht sich fast immer um diesen Sport, und er hat mir sehr viele Türen geöffnet.
Ich war drei Jahre alt, als ich das erste Mal einem Ball hinterhergelaufen bin. Mit sechs Jahren bin ich dann als Vereinssportler im Fußball eingestiegen. Damals bin ich für die U6 in St. Jakob im Rosental aufgelaufen.
Ich wollte wie Zlatan Ibrahimović sein, hatte aber keines seiner Trikots, dafür aber dieselbe Frisur wie er.
Meine Familie ist damals nach Dubai gezogen, bzw. mein kanadischer Vater hat in den VAE eine Snowboard-Firma gegründet. Damals hatte ich Glück, denn es wurde gerade eine Nachwuchs-Akademie in Dubai gegründet, sodass ich Schule und Fußball verbinden konnte. Von Dubai aus ergab sich der Wechsel nach England zu Bolton, wo ich nach einem Probetraining einen Vertrag erhielt.

Foto Ryan Colvin privat (Ryan Colvin hinten im Bolton-Wanderers Trikot)
In England durfte ich mit meinem Team, den Bolton Wanderers, an den U18- bzw. U23-Meisterschaften und Freundschaftsspielen gegen namhafte Vereine wie Manchester United, Manchester City oder Leeds teilnehmen. Die englische Fußballschule und der Weg zu einem Profi sind mit nichts zu vergleichen, sie sind härter als hart. Das musste auch ich feststellen, denn ich war der Jüngste von insgesamt neun Innenverteidigern, die alle im selben Team um einen Platz kämpften. Da waren Konkurrenten dabei, die wie ein Berg vor dir standen. Letztendlich kam ich zu dem Schluss, dass meine Profi-Karriere in England keine Zukunft hatte. Ich ging für ein halbes Jahr zurück nach Dubai und spielte wieder für Dubai City.

Foto: Ryan Colvin privat (vorne im ASK-Voitsberg Trikot)
Die höheren Vereine in Österreich hatten ihre Verpflichtungen bereits getätigt, weshalb ich mich für die LL-Steiermark entschied. Mit dem ASK Voitsberg wurde ich in meiner ersten Saison Fußball-Landesmeister und nach dem Aufstieg sofort Meister in der Regionalliga Mitte. Im Folgejahr wechselte ich an den Wörthersee zu ATUS Velden, wo wir erneut den Meistertitel in Kärnten holten.
Gegen Ende meiner Zeit in Voitsberg und auch in Velden hatte ich erhebliche Schmerzen beim Spielen. Teilweise habe ich unter Kortison-Einwirkung gespielt. Keiner konnte mir sagen, woher diese Schmerzen stammten, niemand konnte diese Frage beantworten.
Schließlich wurde mir ein Spezialist in Salzburg empfohlen, der eine schmerzhafte Schambeinentzündung diagnostiziert hat. Damals bin ich wochenlang jeden Freitag, Samstag und Sonntag nach Salzburg gefahren, denn er war sich sicher, dass wir das Problem in den Griff bekommen würden. Als ich vollständig genesen zu meinem damaligen Club Velden zurückkehrte, hatte sich bereits ein Transfer abgezeichnet, der meine Position betraf. Also bin ich wieder zu meinen Wurzeln zurückgekehrt und laufe in der UL-Mitte für St. Jakob auf.
Ich bin kopfball- und zweikampfstark und denke, dass ich als Innenverteidiger am besten aufgehoben bin, denn hier fühle ich mich am wohlsten. Zudem gefällt es mir, als letzter Mann das Spiel von hinten zu steuern.
Hier gibt es gravierende Unterschiede. Die Kritik der Zuschauer in Österreich ist nichts im Vergleich zu dem, was in England von außen verbal auf das Feld fliegt. Das betrifft die Fans, aber auch den Trainer. Machst du als Spieler auf der Insel einen groben Fehler, wirst du in der Luft zerrissen und musst viel über dich ergehen lassen.
In der englischen Akademie kam einmal ein Spieler auf uns zu. Er war eine richtige furchteinflößende Wand von fast zwei Metern Körpergröße. Dieser etwas ältere Spieler aus Kenia hat uns Jüngeren dann etwas Bedrohliches, mit fast herunter gelassener Hose und mit den Worten „Seht her, das ist mein Leben!“ auf dem Tisch gelegt.
Bei diesem Gedanken muss ich an den ASK-Voistberg denken, als wir Meister der Landesliga Steiermark geworden sind. In dieser Mannschaft haben so viel Teamgeist und Qualität gesteckt, das bleibt unvergesslich.
Klaus Slamanig