In der 2. Landesliga Ost hat der FC Klosterneuburg mit zuletzt zwei Siegen in Folge, nach einem mageren Start ins Frühjahr, in die Spur gefunden. Neo-Coach Moritz Breicha meint die Gründe zu kennen: „Ich wollte nicht einfach alles eins zu eins so weiterführen, wie es vorher war. Uns war klar, dass das ein bisschen Zeit braucht.“ Im Ligaportal-Interview spricht er über den Auftakt ins Frühjahr, den kommenden Gegner und erklärt, warum er seit vergangenem Sommer bereits als Cheftrainer angeführt ist.
Ligaportal: Herr Breicha, danke fürs Zeitnehmen. Nach vier sieglosen Partien hintereinander hat Ihre Mannschaft zuletzt zwei Siege in Folge feiern dürfen. Wie lautet Ihre Bilanz nach den ersten sechs Spielen?
Trainer Moritz Breicha: Ja, also wir hatten im Winter einen Trainerwechsel, ich habe übernommen – und ich wollte nicht einfach alles eins zu eins so weiterführen, wie es vorher war. Uns war klar, dass das ein bisschen Zeit braucht. Der Verein war da auch ruhig, hat uns die Entwicklung zugestanden. Und in den letzten zwei Spielen hat man gesehen, dass gewisse Mechanismen jetzt greifen. Klar, wenn man nur auf die Ergebnisse schaut, liest sich das nicht super – aber unter den Umständen kann man damit leben. Und nur weil wir nicht gewonnen haben, heißt das ja nicht automatisch, dass wir schlecht gespielt haben. Die Leistung war grundsätzlich in Ordnung, und jetzt entwickelt sich eben etwas, das in Zukunft auch zu Siegen führen kann.
Ligaportal: Sie sind schon seit August 2024 als Cheftrainer angeführt, trotzdem sind Sie erst jetzt Trainer. Wie geht das?
Breicha: Offiziell führe ich die Mannschaft seit Sommer, aber der eigentliche Cheftrainer war damals mehr inoffiziell aktiv – das war Mario Handl, der jetzt zu SV Horn gewechselt ist. Ich habe in der Zeit mehr oder weniger die Lizenz gestellt. Richtig übernommen habe ich dann jetzt im Winter.
Ligaportal: Sie haben im Winter einen neuen Spieler dazubekommen, nämlich Sadik Emre Akgül. Was bringt er mit?
Breicha: Er ist einer, der da heraussticht, jemand, der in der Hinrunde kaum gespielt hat, wegen privater Dinge. In den ersten beiden Spielen nach dem Winter hat er bei uns mitgespielt, und man hat gemerkt: Weil er im letzten Jahr so wenig gespielt hat, braucht er einfach Zeit. Aber die Entwicklung ist wirklich sehr positiv. Er spielt jetzt regelmäßig bei der U23, sammelt Matchpraxis und Rhythmus – und auf kurz oder lang wird er dann auch bei uns oben im Kader stehen, zumindest mal auf der Bank.
Ligaportal: Welche Ziele verfolgen Sie heuer mit Klosterneuburg?
Breicha: Einstellig bleiben wäre super. Acht Punkte Rückstand hört sich zwar viel an, aber das kann in zwei, drei Runden auch schnell wieder eng werden. Wenn wir noch ein, zwei Plätze gutmachen, wär das eine super Entwicklung – und man sieht das ja nicht nur an den Ergebnissen, sondern auch an der Art, wie wir spielen. Unser Hauptfokus liegt aber auf der Spielentwicklung. Dass wir Abläufe festigen, damit es in der neuen Saison nicht wieder ins graue Mittelfeld geht, sondern vielleicht Richtung vorderes Drittel. Wenn dann auch die Ergebnisse mitziehen – umso besser. Unsere Ausgangslage ist aktuell zwar nicht sonderlich spannend, aber das muss ja nichts Schlechtes sein.
Ligaportal: Welche Visionen hegt der Verein langfristig gedacht?
Breicha: Das große Ziel ist, dass irgendwann mal 75 Prozent der Spieler aus dem eigenen Nachwuchs kommen. Gegen Bisamberg hätten wir das fast geschafft – acht von elf Spielern wären aus der eigenen Jugend gewesen, aber das Spiel wurde leider abgesagt. Momentan haben wir regelmäßig fünf bis sechs Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in der Startelf. In den letzten Jahren haben wir fünf, sechs Jungs von der Jugend oder U23 hochgezogen, die sich jetzt langsam an das Niveau für die Kampfmannschaft gewöhnen. Das ist der Weg, den wir gehen wollen. Aufsteigen ist mit den aktuellen Rahmenbedingungen nicht das große Thema. Unser Ziel ist eher, uns im ersten Drittel festzubeißen – oder zumindest immer wieder dorthin vorzustoßen. Absteigen will natürlich keiner – vor allem nicht die Vereine mit kleinerem Budget. Aber für uns ist die Vision ganz klar: Junge, eigene Spieler einbauen.
Ligaportal: Sind Sie eine Übergangslösung oder werden Sie auch im Herbst auf der Bank Platz nehmen?
Breicha: Aktuell ist mal fix, dass ich mit dem bestehenden Trainerteam bis Sommer weitermache. Danach setzen wir uns in Ruhe zusammen. Es steht nichts in den Sternen, aber es schaut auch nicht schlecht aus. Ich bin ja schon ewig im Verein. Sollte aber jemand kommen – sagen wir ein Trainer mit viel Erfahrung wie ein Mario Handl – dann würde ich mich auch nicht querstellen. Dann gehe ich gerne wieder einen Schritt zurück und lerne von dem. Die ersten Gespräche dazu werden wohl Mitte, Ende Mai stattfinden. Vorher geht’s mal darum, Gespräche mit Spielern zu führen, damit wir wissen, wie der Kader ausschaut. Danach wird man sehen, wie es für mich weitergeht.
Ligaportal: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie? Sie waren unter anderem in der Regionalliga aktiv. Wollen Sie dort auch als Trainer hin?
Breicha: Die A-Lizenz will ich auf jeden Fall machen – unabhängig von der Liga oder Leistungsklasse. Einfach, um meinen Horizont zu erweitern, mehr Wissen und Erfahrung zu sammeln, auch im Austausch mit anderen. Ich fühle mich im Verein richtig wohl, sehe keinen Grund, mich aktuell umzusehen. Wenn irgendwann der Moment kommt, wo ich sage, ich will den nächsten Schritt machen, dann mach ich das. Aber für die nächsten ein, zwei Jahre bleib ich auf jeden Fall da, wo ich bin. Ich bin ja erst 27 – ich sehe das alles mehr als Lernchance als als Profilierungsplattform.
Ligaportal: Der nächste Gegner lautet nun Obergänserndorf. Das Hinspiel hat Ihr Team 5:0 gewonnen. Sind die Erwartungen dadurch höher, als normal?
Breicha: Naja, gewinnen wollen wir auf jeden Fall. Ich glaube, wir werden auch die Möglichkeiten dazu haben, genug Tore zu schießen. Hauptsache ist: Wir holen uns den Dreier. Ob das dann hoch ausfällt oder nicht, ist mir zweitrangig. Wenn’s wieder ein hoher Sieg wird – umso besser. Aber wir müssen das Spiel überhaupt erst mal gewinnen, und das wird eh schwer genug. Wehren würd ich mich gegen ein 5:0 aber sicher nicht.