2. Landesliga West

„Gefühlt hat uns jeder schon abgeschrieben“ – Waidhofen/Thaya-Trainer Manuel Zeilinger über den gelungen Frühjahrsauftakt

Mit drei Siegen, einem Remis und nur einer Niederlage ist der SV Waidhofen/Thaya nahezu perfekt ins Frühjahr gestartet. In der Tabelle der 2. Landesliga West kletterten die Waidhofner dadurch vorerst aus dem tiefsten Tabellenkeller heraus. Ein Architekt des unmittelbaren Erfolgslaufs ist Trainer Manuel Zeilhofer. Er ist seit Jänner im Amt und berichtet im Ligaportal-Interview über seinen Einstand, seine Herangehensweisen und die Ziele mit dem Verein.

„Genauso viele Punkte geholt wie in der gesamten Hinrunde“

Ligaportal: Herr Zeilhofer, danke fürs Zeitnehmen. Zehn Punkte aus den ersten fünf Spielen – Kann man davon ausgehen, dass Sie mit dem Frühjahrsstart zufrieden sind?

Trainer Manuel Zeilhofer: Absolut, sehr zufrieden, muss ich ehrlich sagen. Wir wissen ja, wo wir herkommen und wie wir in die Rückrunde gestartet sind. Und jetzt haben wir schon genauso viele Punkte geholt wie in der gesamten Hinrunde – da kann man eigentlich nur zufrieden sein.

Ligaportal: Es ist nicht nur der Frühjahrsbeginn gewesen, sondern gleichzeitig auch der Einstand für Sie als Trainer von Waidhofen/Thaya. Wie schwer war es, sich an die Mannschaft zu gewöhnen, bzw. die Mannschaft an den neuen Trainer zu gewöhnen?

Zeilhofer: Naja, ich mach’s so: Wenn ich irgendwo hinkomme, schau ich mir zuerst die Mannschaft an, die Spielertypen, die ich zur Verfügung habe. Und danach richte ich mein System und die Taktik aus. Ich komm da nicht mit einem fixen System daher, so à la: „Ich spiel immer 4-3-3, egal was ist.“ Ich schau: Was kann die Mannschaft? Was passt zu den Spielern? Und dann stellen wir uns entsprechend auf. Die Jungs haben von Anfang an super mitgezogen. Ich hab gute Gespräche mit dem Vorstand und der sportlichen Leitung geführt, das hat alles gut gepasst. Und die Mannschaft hat das bestätigt. Die ziehen voll mit – und klar, Erfolge helfen dann natürlich auch. Die sehen, dass das, was wir im Training machen, funktioniert – und dann steigt auch das Vertrauen ins Ganze.

„Das ist alles Kaffeesudleserei“

Ligaportal: Wie präsent war und ist das Thema Abstieg im Team und allgemein im Verein?

Zeilhofer: Wir waren ja Letzter – gefühlt hat uns jeder schon abgeschrieben. Aber ich bin da eher rational unterwegs. Ich rechne jetzt nicht rum: „Wir brauchen noch so und so viele Punkte“ oder „wir müssen gut starten, sonst war’s das“. Ich denke wirklich von Spiel zu Spiel. Ich konzentriere mich auf uns. Gegneranalysen oder so Zeug mache ich kaum – ich sage immer: Wir müssen unsere Sachen auf den Platz bringen. Gut trainieren, einen klaren Plan verfolgen, das umsetzen, was wir können. Ob wir das erste Spiel gewinnen oder verlieren, sagt eh nix – da bist du nicht gerettet und auch nicht abgestiegen. Es zählt, was am Ende rauskommt.

Ligaportal: Wie sehr blickt man in so einer angespannten Lage darauf, was die Gegner machen?

Zeilhofer: Ganz genau. Ich fang gar nicht erst an mit „Wenn wir gegen Oed gewinnen, dann…“ – bringt nix. Wir können nur unsere eigene Leistung beeinflussen. Was andere machen, wie viele Punkte man „theoretisch“ braucht – das ist alles Kaffeesudleserei. Ich schau auch nicht auf Tabellen oder Sperren beim Gegner. Ich will gar nicht wissen, ob da einer verletzt ist. Wenn wir genug Punkte holen, bleiben wir oben – wenn nicht, steigen wir ab. So einfach ist das.

Ligaportal: Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Verein?

Zeilhofer: Ich glaub einfach, dass es am gescheitesten ist, wenn man sich nur aufs nächste Spiel konzentriert. Alles andere lenkt nur ab. Und nach dem, was die Mannschaft die letzten eineinhalb Jahre mitgemacht hat – mit fünf Punkten Letzter, zehn Niederlagen in der Hinrunde – war das Ziel jetzt erstmal, wieder Selbstvertrauen zu bekommen. Und das geht nur, wenn du eine Struktur reinbringst. Ein klares System. Die Spieler müssen wissen: Wie verteidigen wir? Wie greifen wir an? Was machen wir bei Standards? Das alles muss greifbar sein – und genau das spüren sie jetzt. Natürlich brauchst auch mal Spielglück, aber das haben wir uns auch erarbeitet.

„Die Jungs wissen genau, was sie erwartet und was zu tun ist“

Ligaportal: Sie haben schon den kommenden Gegner erwähnt, nämlich Oed. Was erwarten Sie für einen Gegner und wie gehen Sie solche Spiele an?

Zeilhofer: Es bringt nichts, wenn ich den Gegner analysiere, denn nur, wenn ich’s im Training auch umsetzen kann, wird es funktionieren. Ich stell mich nicht vorm Spiel hin, halt irgendeine Taktikbesprechung und rede 20 Minuten drüber, wie der Gegner spielt. Das bringt nix, wenn wir’s nicht vorher trainiert haben. Ich gebe den Spielern lieber Prinzipien in die Hand – was tun wir, wenn der Gegner mit einer Spitze spielt, oder mit zwei, oder mit einer Dreierkette? Ich will, dass wir für alles einen Lösungsansatz haben. Deshalb dauern meine Ansprachen vor dem Spiel auch meist nur 5 bis 10 Minuten – weil das, was wichtig ist, haben wir unter der Woche im Training eh schon durchgespielt. Und die Jungs wissen genau, was sie erwartet und was zu tun ist.