Gebietsliga Süd/Südost

Enzesfeld will gegen Wiener Neudorf überraschen: „Wir haben heute nichts zu verlieren“

In der Gebietsliga Süd/Südost befindet sich der Abstiegskampf in einer entscheidenden Phase. Die letzten sechs Teams liegen innerhalb von acht Zählern und könnten alle theoretisch in der kommenden Saison eine Klasse weiter unten spielen. Mittendrin im Rennen um den Klassenerhalt befindet sich auch der BSV Enzesfeld/Hirtenberg. Mit nur vier Punkten aus den bisherigen vier Spielen in diesem Jahr fällt die Bilanz mager aus. Heute spielt Enzesfeld gegen Tabellenführer Wiener Neudorf. Trainer Marco Kepler spricht bei Ligaportal unter anderem über die anstehende Partie.

Hauptgrund: „Massive Ausfälle“

Ligaportal: Herr Kepler, danke fürs Zeitnehmen. Nach dem Auftaktsieg gegen Wiener Neustadt kam kein weiterer Sieg dazu. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit aus?

Trainer Marco Kepler: Wir haben bislang vier Runden gespielt. Gegen Wiener Neustadt gewonnen, gegen Marienthal ein X geholt, gegen Wienerwald knapp verloren und gegen Bad Fischau haben wir dann eine deutliche Niederlage kassiert. Der Hauptgrund ist ganz klar: Wir haben derzeit – wie schon in der Hinrunde – massive Ausfälle. Unser Kapitän hatte einen Todesfall in der Familie, dazu kommen vier bis fünf Stammspieler, die verletzt fehlen. Und mit unseren begrenzten finanziellen Mitteln ist das einfach extrem schwer zu kompensieren.

Ligaportal: Wie wirkt sich das auf das Kaderaufgebot aus?

Kepler: Es ist mittlerweile ein Kampf, überhaupt jede Woche elf oder zwölf fitte Spieler aufzubieten. Wir müssen Spieler „irgendwo hinschicken“, um noch irgendwie Punkte zu holen. Dazu kommen leider viele Verletzungen durch harte Fremdeinwirkung – ich appelliere immer wieder daran, dass Spieler besser geschützt werden müssen. Mittlerweile geht’s oft mehr ums Raufen am Platz als ums Fußballspielen.

„Sehr schweres Auftaktprogramm“

Ligaportal: Aktuell steht Ihre Mannschaft auf dem 13. Platz. Es ist immer noch nicht klar, ob einer oder drei absteigen werden. Haben Sie schon Infos zur Abstiegsregelung?

Kepler: Nein, da gibt’s noch keine klaren Informationen. Das hängt von oben runter ab – wie viele Vereine aus der 2. Landesliga in welche Region fallen, wie sich das auf die Gebietsligen auswirkt usw. Am Ende kann es ein, zwei oder sogar drei Absteiger geben – das wird man vielleicht erst am letzten Spieltag wirklich wissen.

Ligaportal: Die ersten Gegner waren nicht ohne – wie sehen Sie das bisherige Programm?

Kepler: Absolut. Wir hatten ein sehr schweres Auftaktprogramm. Wiener Neudorf kommt jetzt, Himberg, Wienerwald, Bad Fischau – das sind alles Teams, die aktuell unter den Top 5 stehen. Auch Marienthal war dabei, die letztes Jahr 4. waren. Jetzt kommen erst die Gegner, gegen die wir im direkten Abstiegskampf punkten müssen.

Ligaportal: Sind das jetzt also Pflichtsiege?

Kepler: Für mich gibt’s keine „Pflichtsiege“. Wir bereiten uns auf jeden Gegner bestmöglich vor, kennen unsere Stärken – aber auch die der Gegner. Und die haben sich ebenfalls gut verstärkt. Gerade Berndorf darf man nicht unterschätzen. Das wird eine Frage der Tagesform – und manchmal auch des Schiedsrichters. Was da im Cup passiert ist, war schon heftig.

„Natürlich ist es nicht Friede, Freude, Eierkuchen“

Ligaportal: Wie ist die Stimmung in der Mannschaft – trotz schwieriger Situation?

Kepler: Natürlich ist es nicht Friede, Freude, Eierkuchen – das wäre unehrlich. Aber im Großen und Ganzen ist die Stimmung gut. Klar, der 12. Spieler ist mal beleidigt, weil er nicht spielt, der 18. ist enttäuscht, weil er nicht im Kader steht. Und wir hatten auch zwei Spieler, die mit dem Konkurrenzkampf nicht klargekommen sind und den Verein verlassen haben. Aber insgesamt passt die Mentalität. Vor allem die jungen Spieler bekommen jetzt ihre Chancen, sich zu zeigen.

Ligaportal: Was wäre, wenn es mit dem Klassenerhalt nicht klappt?

Kepler: Es wäre kein Beinbruch. Der Verein hat mit dem Durchmarsch in die Gebietsliga eigentlich nicht gerechnet. Ursprünglich war das Ziel, sich in der 1. Klasse zu etablieren, mit jungen, hungrigen Spielern. Und wenn wir jetzt wieder in die 1. Klasse zurückgehen sollten, ist das auch okay. Dort soll sich die Mannschaft festigen, und in ein paar Jahren kann man dann wieder einen Anlauf Richtung Gebietsliga machen. Was wir bisher erreicht haben, war eigentlich mehr als geplant.

„Es muss einfach das Gesamtpaket stimmen“

Ligaportal: Wie sieht es mit Ihrer persönlichen Zukunft beim Verein aus?

Kepler: Das wird man gemeinsam besprechen – was der Verein vorhat, was meine Vorstellungen sind. Wichtig ist, dass es für beide Seiten passt. Wenn das gegeben ist, kann ich mir gut vorstellen, weiterzumachen. Aber wie gesagt, es geht immer zuerst um den Verein.

Ligaportal: Sie waren Co-Trainer beim Wiener Sport-Club in der Regionalliga Ost – gibt es Ambitionen, wieder in höhere Ligen zu wechseln?

Kepler: Natürlich – wer mich kennt, weiß, dass ich ein sehr ehrgeiziger Trainer bin. Fußball ist für mich 24/7. Ich habe noch viele Kontakte nach oben, auch zu meinem Ex-Verein. Aber es muss einfach das Gesamtpaket stimmen. Momentan versuche ich, das, was ich aus dem höherklassigen Bereich mitgenommen habe, hier einzubringen – mit Professionalität, Entwicklung und Struktur.

Großer Respekt – Keine Angst

Ligaportal: Zum Abschluss – heute geht’s gegen Tabellenführer Wiener Neudorf. Wie lautet der Plan?

Kepler: Wir haben großen Respekt, aber keine Angst. Natürlich ist Neudorf stark, aber wir wissen, dass wir jeden ärgern können – das haben wir gegen Wiener Neustadt bewiesen. Wir sind heiß auf die Partie, wir freuen uns auf das Stadion und auf die Herausforderung. Wir haben heute nichts zu verlieren – wir können nur überraschen.