Gebietsliga Süd/Südost

„Wir haben im Moment nichts mehr zu verlieren“ – Marienthal-Coach Bakar im Interview!

Während sich in der Gebietsliga Süd/Südost bereits herauskristallisiert, wer heuer um die vordersten Plätze kämpfen wird, steht mittlerweile auch schon fest, wer wohl gegen den Abstieg wird spielen müssen. Allen voran der ASK Marienthal steht als einziger noch mit null Punkten und einem Torverhältnis von 6:31 da. Es ist mittlerweile fast drei Wochen her, dass der Trainer gewechselt wurde: Karl Höflich musste die Marienthaler verlassen, sein Co-Trainer Yasin Bakar übernahm – bislang ist von einer Kehrtwende jedenfalls noch nichts zu erkennen!

„Für jeden kleinen Fehler sofort bestraft“

Ligaportal: Herr Bakar, danke fürs Zeitnehmen. Sprechen wir über den Saisonstart – Sie sind erst seit Kurzem Cheftrainer, waren davor aber schon Co-Trainer. Acht Spiele, null Punkte – was ist da los?

Trainer Yasin Bakar: Es ist schwierig. Natürlich gibt es auch Lichtblicke, aber insgesamt läuft im Moment vieles gegen uns. Wir haben eigentlich noch nie mit der vollen Mannschaft gespielt. Entweder waren Spieler verletzt oder krank – und das zieht sich schon seit der Vorbereitung durch. Letzte Woche war es so schlimm, dass ich mich selbst auf die Spielerliste gesetzt habe, weil wir schlichtweg keine Alternativen mehr hatten. Unser Tormann hat sich kurz vor dem Spiel verletzt, am Ende ist jemand eingesprungen, der die letzten sechs Jahre gar nicht mehr gespielt hat. In so einer Situation ist es schwer, Stabilität reinzubringen. Wir werden für jeden kleinen Fehler sofort bestraft, das summiert sich natürlich.

Ligaportal: Das klingt nach einer schwierigen Phase. Wie ist der Trainerwechsel verlaufen?

Bakar: Ja, das stimmt, aber es war alles im Guten. Es hat keine Unstimmigkeiten zwischen dem Verein und dem Karl Höflich gegeben. Der Verein wollte einfach ein Zeichen setzen. Es war ja nicht nur der Trainerwechsel, auch zwei Spieler sind gegangen – das war eine größere Veränderung insgesamt. Ich habe mit dem Karli (Anm. Karl Höflich) immer gut zusammengearbeitet, wir haben nie in der klassischen Konstellation „Chef und Co“ gearbeitet, sondern uns die Aufgaben geteilt. Deswegen war es ein sauberer Übergang, ohne irgendwelche Konflikte.

„So etwas habe ich selbst noch nie erlebt“

Ligaportal: Sie haben jetzt kurzfristig übernommen – wie lange ist das eigentlich geplant?

Bakar: Im Moment schauen wir von Woche zu Woche. Wir wollen noch Punkte holen, das ist das erste Ziel. Im Winter werden wir uns dann zusammensetzen und schauen, wie es weitergeht. Fakt ist, dass wir den Kader aufstocken müssen. Ein Spieler geht ins Ausland wegen des Studiums, und durch die Verletzungen müssen wir ohnehin reagieren. Wir werden mit den verletzten Spielern sprechen, um zu sehen, wie lange sie ausfallen, und dann gemeinsam mit dem Verein entscheiden, wie es im Frühjahr weitergeht – sowohl sportlich als auch personell.

Ligaportal: Also ist die Situation im Moment eher eine Übergangsphase?

Bakar: Genau, das trifft es ganz gut. Es ging alles sehr schnell, und vieles hat sich noch gar nicht eingespielt. Wir sind noch in der Planungsphase, müssen uns jetzt einmal stabilisieren und dann Schritt für Schritt weiterarbeiten.

Ligaportal: Der Start mit null Punkten nach acht Spielen ist natürlich hart. Hat das auch im Verein für Überraschung gesorgt?

Bakar: Absolut. So etwas habe ich selbst noch nie erlebt – weder als Spieler noch als Trainer. Es ist wirklich schwer zu verstehen, wie man nach acht Runden ohne Punkt dastehen kann. Wir sind mit voller Motivation in die Saison gestartet, und die Mannschaft arbeitet im Training sehr gut. Aber im Spiel werden wir einfach für jeden Fehler bestraft, und irgendwann fehlt dann das nötige Selbstvertrauen. Trotzdem kann ich keinem Spieler vorwerfen, dass er sich hängen lässt. Alle ziehen voll mit.

„Alles versuchen, um endlich anzuschreiben“

Ligaportal: Wie ist die Stimmung in der Mannschaft aktuell?

Bakar: Sie ist besser, als man vielleicht erwarten würde. Natürlich ist es nicht einfach, wenn du Woche für Woche verlierst. Aber die Jungs kommen mit Einsatz und Energie ins Training, und das rechne ich ihnen hoch an. Wir starten jedes Spiel mit Motivation, aber wenn du dann wieder früh in Rückstand gerätst, kippt das Spielgefühl schnell. Das ist bei einer jungen Mannschaft normal. Es fehlt uns einfach die Erfahrung, solche Situationen abzufangen.

Ligaportal: Als nächstes geht’s gegen Sommerein. Wie gehen Sie in so ein Spiel, wenn der Druck so groß ist?

Bakar: Wir haben im Moment nichts mehr zu verlieren – das ist eigentlich das Positive. Jeder Punkt wäre für uns ein Erfolg. Wir müssen versuchen, den Umschwung zu schaffen und wieder Selbstvertrauen zu bekommen. Wenn wir konzentriert und mutig auftreten, ist gegen Sommerein auf jeden Fall etwas möglich. Wir werden alles versuchen, um endlich anzuschreiben.