Gebietsliga West

Keine Transfers: Oberndorf möchte ohne „Kapazunder“ Meister werden

Der SV Oberndorf befindet sich in der Vorbereitung zur Frühjahrssaison in der Gebietsliga West. Hier liegen die Oberndorfer auf dem zweiten Platz, allerdings punktegleich mit Spitzenreiter Hainfeld. Nach dem Abgang von Trainer Rainer Hudler nach Wieselburg in die 2. Landesliga möchte Neo-Coach Ivan Saric die Ausgangsposition nach dem Herbst erfolgreich nutzen: „Es ist gut gearbeitet worden. Dort, wo wir stehen, gehören wir hin. Wir schauen, dass wir den Weg so weitergehen.“

Die Mannschaft macht dem neuen Trainer „das Leben leicht“

Ivan Saric war bis zu seinem Wechsel nach Oberndorf noch als Spieler beim SC Melk in der 2. Landesliga tätig. In Oberndorf, wo er ab dem Jahr 2014 bis 2022 bereits gespielt hatte, ist er seit Mitte Dezember „nur“ Cheftrainer. „Ich konzentriere mich nur auf mein Trainerdasein. Ich bin nämlich kein Fan davon, Spielertrainer zu sein. Das ist also gar nicht geplant. Ich wollte jetzt die Chance nutzen, Trainer zu sein. Habe eh genug gespielt.“, erklärt Saric seinen fliegenden Jobwechsel.

Dadurch, dass der 35-jährige schon einmal in Oberndorf tätig war, sind die meisten Spieler keine Unbekannten gewesen. „Früher war man als Spieler halt auf sich selbst fokussiert und als Trainer muss man das große Ganze im Auge behalten. Ich führe immer wieder Einzelgespräche, speziell mit denen, die ich noch nicht gekannt habe, damit man sich besser kennenlernt. Die Burschen haben einen super Charakter. Sie ziehen super mit und haben mich super aufgenommen. Also die machen mir das Leben leicht.“

„Ich wäre ein ‚Trottel‘, wenn ich jetzt alles ändern würde“

Die Ausgangsposition in der Liga könnte kaum besser sein. Die ersten drei, darunter Oberndorf, haben alle 27 Punkte jeweils, dementsprechend braucht man sich laut Saric keine großartigen Umstellungen erwarten. „Als ich das Angebot angenommen habe, habe ich gesagt, dass man nicht großartig viel verändern muss. Das System läuft gut, man muss nur auf die Tabelle schauen. Ich will jetzt keine Egospiele machen, indem ich alles umdrehe. Ich wäre ein ‚Trottel‘, wenn ich jetzt alles ändern würde. Wir wollen aber auch nicht nur in den Verwaltungsmodus gehen, ein paar kleinere Änderungen wird es vielleicht schon geben, aber richtige taktische Schwerpunkte gibt es nicht. Wir wollen die Entwicklung weitergehen.“

Dies ist auch der Hauptgrund, warum im Sommer keine Verstärkungen verpflichtet und keine Spieler abgegeben wurden. „Wir geben der Mannschaft das Vertrauen. Sie haben sich das ganz einfach verdient. Sicher könnten wir im Winter einen Kapazunder holen, aber das ist auch keine Garantie, dass man Meister wird. Das kann auch ein Nachteil sein, weil man sich da vielleicht unbeabsichtigt zum Favoriten macht.“ Die kommende Saison spielt in der aktuellen Vorbereitung keine Rolle, auch wenn die 2. Landesliga winkt. „Der volle Fokus liegt auf der Vorbereitung. Wir wollen in der Liga gut starten und dann wird alles weitere seinen Lauf nehmen. Kadertechnisch muss man dann schauen, wie der Bestand aussieht. Wir wollen gewisse Qualitäts- und Unterschiedsspieler verlängern und dann werden wir sehen, wo wir noch Verbesserungspotenzial im Kader haben.“

Kein Meistertitel wäre „kein Beinbruch“

Die drei Cheftrainer der Top 3 in der Gebietsliga West weigern sich die Favoritenrolle anzunehmen, Saric erklärt warum: „Es ist schwierig in der Favoritenrolle Leistungen zu bringen. Wenn man gewisse Transfers tätigt, dann haut man sich eben selbst in diese Favoritenrolle. Die anderen Mannschaften haben sich gut verstärkt. Wir vertrauen auf unseren Kader. Wir haben 13 Spiele im Frühjahr, die wollen wir bestmöglich bestreiten und dann schaut man was passiert. Wir werden alles geben, damit wir jedes Spiel gewinnen. So werden es aber auch die Kollegen sehen. Es ist wirklich eng. Unter den ersten fünf/sechs ist alles noch offen. In den ersten drei/vier Runden werden sich wahrscheinlich ein paar Vereine herauskristallisieren, die oben andocken.“

Die Favoritenrolle will der Trainerneuling seiner Mannschaft nicht anhängen, aber dem Meistertitel ist er deshalb trotzdem nicht abgeneigt. „Jeder, der Fußball spielt, will das Höchstmögliche erreichen. In der Gebietsliga ist das der Meistertitel. Es ist ‚Mutter Natur‘, dass man den Titel immer anpeilt. Dafür investiert man sehr viel. Es ist aber trotzdem kein Beinbruch, wenn man es heuer nicht schafft. Mein persönliches Ziel wäre es dennoch heuer Meister zu werden. Auch die Spieler sehen das wohl so.  Wenn es heuer nicht klappen sollte, dann klappts ein anderes Mal. Sollte es heuer klappen, dann nehmen wir es und freuen uns darüber.“

Neben den Zielen mit Oberndorf, hat Ivan Saric auch persönliche Ambitionen für die eigene Karriere. „Ich habe letztes Jahr die B-Lizenz absolviert. Es hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber natürlich will ich so weit wie möglich hinauf. Ich setze mir keine Grenzen, aber Fußball ist schnelllebig. Den Job jetzt habe ich mir auch nicht unbedingt erwartet und jetzt bin ich hier, also schauen wir was möglich ist.“

Erstes Spiel: „Mit Rotz und Wasser kämpfen“

In einem Monat trifft Oberndorf zum Auftakt in die Rückrunde auf den 13. Der Tabelle Schönfeld. Trotz des großen Punkteunterschiedes und der weiten Platzierungslücke, möchte Saric sich dennoch nicht erleichtert über den vermeintlich einfachen Gegner zum Beginn seiner Trainerära in Oberndorf, zeigen. „Es ist wichtig, dass man jedes Spiel ernst nimmt, da appelliere ich an die Mannschaft. Ich weiß wie es ist, wenn man gegen einen Gegner spielt, der am Papier vermeintlich schwächer ist. Das nimmt man oft auf die leichte Schulter und wird schließlich plötzlich überrascht. Schönfeld wird mit Rotz und Wasser um jeden Punkt kämpfen. Zusätzlich ist es die erste Partie nach der Pause, da weiß man nie genau wo man steht. Die Plätze sind noch nicht im optimalen Zustand. Alle 13 Spiele werden schwer, jeder bereitet sich gescheit vor. Wir dürfen niemanden unterschätzen, wir nehmen jeden ernst und wir beginnen gegen Schönfeld das so zu machen.“, blickt Ivan Saric auf sein Debüt als Cheftrainer, auf welches er sich und sein Team intensiv einstellen wird. „Ich werde mir eine Testpartie von Schönfeld anschauen, um zu erkennen, wo sie stehen und wo ihre Stärken und Schwächen liegen. So werden wir uns dementsprechend vorbereiten.“