In der letzten Runde der Gebietsliga West geht es für Viele um Alles. Es ist das spannendste Saisonfinale seit Jahren. Der Tabellenzehnte SV Gottsdorf (31 Punkte, -10 Tore), Union Neuhofen (30, -20), TSV Grein (28, -6) und SPU Hofstetten (28, -16), die derzeit als 13. den zweiten Abstiegsplatz bekleiden. Mit einem starken Saisonfinish von allen vier Vereinen, blieb der Zielsprint spannend. Wem geht jetzt in der letzten Runde die Luft als erstes aus? Welche Mannschaft versinkt im Abstiegsstrudel? Der Rechenschieber und die Beruhigungstropfen stehen bereit, wie die Hollywood-Schreiberlinge, die auf eine Eingebung für den nächsten Blockbuster der Traumfabrik warten. Das wahre Leben schreibt eben die besten, aber auch die grausamten Geschichten zugleich. Jetzt Torwandschießen mit Nissan!
Der Dauerabonnent aufs Stockerl, SC Hainfeld, verpasst dieses heuer zum ersten Mal seit 2010. Damals waren sie nur Fünfter geworden, ehe sie zwei Mal Zweiter und drei Mal Dritter geworden sind. Nach einem verpatzten Frühjahr und dem abermals angestrebten, aber verfehltem Ziel Meister zu werden, fiel Hainfeld auf den vierten Platz zurück. Jetzt liegen die Weißen zwei Zähler vor den drei Plätzen zurückliegenden Gegner, die am Freitag die letzte Runde eröffnen. Der Trainer von ASK Kematen ließ nach dem vergangenen Spieltag aufhorchen: „Wir haben das gesamte Spiel dominiert und sind wie der FC Barcelona aufgetreten.“ Da der Elf von Frane Zefi aber ein Topscorer fehlt, verlor der Liga-Siebente, der zwischenzeitlich auf Rang drei stand, mit 1:2 in Grein. Ein Problem das bei Hainfeld niemand kennt, haben sie mit 64 geschossenen Toren die zweitstärkste Offensive der Liga, mit Martin Repa den überlegenen Führenden der Torschützenliste. Zum Vergleich, Kemten ist mit dreißig Treffern die drittschlechteste Offensive, mit Jozef Adámik ist der effektivste Spieler vor dem Tor ein Verteidiger. Auch schon vor dem 1:2 in Oberösterreich taten sich die Schwarzweißen gegen die Abstiegskandidaten schwer. Auf eine 1:2-Pleite gegen Neuhofen, folgte ein 1:3 bei Fixabsteiger Karlstetten, ehe gegen Hofstetten mit einem 1:1 glücklich gepunktet werden konnte, bevor Zefis Burschen wieder eine am Deckel beim 0:1 gegen Gottsdorf bekamen. Da die Ergebnisse aber großteils auf die schlechte Chancenauswertung zurückzuführen sind, wird bereits eifrig nach einem neuen Stürmer gesucht. „Wir sind auf der Suche nach einem neuen Torjäger. Gute Striker sind aber schwer zu finanzieren“, beschrieb Zefi den Spagat zwischen sportlichen Ansprüchen und wirtschaftlicher Realität. Kematen hätte als Sechster noch Chancen auf das Siegespodest gehabt, die Luft scheint aber draußen zu sein. „Wenn wir alle unsere Chancen verwertet hätten, wären wir jetzt Erster in der Tabelle“, urgierte Zefi. Mit einem Sieg kann sein Team zumindest noch Vierter werden.
SV Gottsdorf musste gegen Hainfeld gewinnen, um den drei Punkte-Vorsprung auf die ebenfalls siegreichen Teams aus Grein und Hofstetten zu halten. Die Konkurrenz auf Distanz zu halten, ist mit einem heroischen 5:3-Heimsieg gelungen. Winterneuzugang Mario-Tiberiu Dragodan schoss sich spätestens jetzt als Vierfachtorschütze in die Herzen der Gottsdorfer Fans. Denn jetzt müsste es schon mit dem Teufel zugehen, damit noch beide Verfolger an Gottsdorf vorbeiziehen. Der Aufsteiger bleibt in jedem Fall obenauf, wenn er einen Punkt machen kann. Eine Runde vor dem Meisterschaftsende ist der neue Tabellenzehnte drei Zähler vor dem Abstiegsplatz. Hofstetten müsste bei einem Sieg sieben Tore gutmachen, aber auch der Drittletzte, Grein, braucht drei Zähler, um noch einmal Gottsdorf zu überholen. „Jetzt haben wir gute Karten für das Saisonfinale“, freute sich Trainer Markus Baumgartner. „Wir freuen uns jetzt auf den wunderschönen Platz in Mauer.“
Der SC Rabenstein konnte Meister ASK Ybbs lange die Stirn bieten, war sogar mit 2:1 in Front, ehe der SCR noch einen 2:3-Rückstand in der Nachspielzeit ausgleichen konnte. Jetzt wollen die Raben TSV Grein überflügeln. Der dortige Coach, Leopold Rimser, ist nach dem Schlusspfiff ein ruhiger Geselle, wenn er Rede und Antwort steht. Nach dem 2:1-Heimsieg über Kematen war er völlig enthusiasmiert. „Wir haben den Klassenerhalt in eigenen Händen, haben jetzt eine riesige Brust voller Selbstvertrauen.“ Um zehn Treffer haben die Mühlviertler das bessere Torverhältnis. „Der Sieg ist etwas Besonderes, weil er gegen unseren Angstgegner gelungen ist und das bei diesem immensen Druck, gewinnen zu müssen“, so Rimser. Sechs Spiele waren die Oberösterreicher ohne vollen Erfolg gegen Kematen. In den letzten sechs Partien kam Grein auf vier Triumphe, ist Sechster in der Frühjahreswertung nach einem verpatzten Herbst mit nur zehn Zählern. Bisher waren die Mühlviertler auch nicht besonders stark in der Fremde: drei Siege bei zwölf Möglichkeiten, zwei resultierten aber aus den letzten drei Auswärtsspielen. Nur bei Meister Ybbs war die Equipe um Rismer mit 2:4 unterlegen.
SV Oberndorf konnte drei Punkte aus Oed entführen, es war der erste Dreier des Dritten gegen den Zweiten im Gesamtklassement seit sieben Jahren. Mit zwei Siegen en suite und dem fixen Stockerlplatz möchten die Grünweißen dem Fixabsteiger noch ein blaues Wunder bescheren. Das Hinspiel endete 3:0 für Oberndorf. Während das ÖFB-Nationalteam auf seiner Tour de France ist, beendet SV Karlstetten seine Abschiedstournee in der Gebietsliga. Auf dieser Reise verabschiedet sich Karlstetten ruhmlos in die 1. Klasse, mit vorerst halb so vielen Punkten wie der Vorletzte, 14 an der Zahl und einem Torverhältnis von 25:70. Ein dunkles Kapitel zum Abschluss dürfte noch folgen, wenn sich am Samstag die Grünweißen in Oberndorf gegenüberstehen.
Andreas Gwiss begeht nach dem höchsten Saisonsieg gegen Karlstetten sein letztes Spiel als Trainer von SV Ratzersdorf nach einer mäßigen Rückrunde. Die Landeshauptstädter überwinterten noch als Vierter mit einem Punkt Rückstand auf den Dritten Hainfeld und vier auf den Zweiten Oed, als Gerhard Henke noch das Team als Coach betreute. Mit nur drei Siegen und zwei Remis belegten die Schwarzweißen nur mehr den vorletzten Platz im Frühjahr unter Gwiss. Mit einem Sieg wäre sogar noch der vierte Rang möglich, bei einer Pleite könnte aber noch der neunte Platz für den derzeitigen Tabellensechsten daraus werden. Stefan Windl vom USC Altenwörth wird auf Gwiss folgen, der übernimmt andere, essentielle Funktionen im Sportverein als Co-Trainer mit erweitertem Aufgabengebiet. "Ich werde Co-Trainer und mich darüber hinaus um die Mannschaft und die Vorbereitung kümmern, weil wir ja keinen sportlichen Leiter haben", so Gwiss. Davor soll aber noch sein vierter Triumph im 13. Match gelingen. Vier Vereine kämpfen gegen den zweiten, verbliebenen Abstiegsplatz neben Karlstetten. Darunter der Liga-Elfte Union Neuhofen, der in St. Pöten gastiert. Nachdem die Burschen von Neo-Coach Ermin Sovtic die dreißig Punkte-Marke mit drei Siegen hintereinander erreicht und auf den Klassenerhalt spekuliert hatten, folgten zwei 0:2-Schlappen in Folge, zwei Matchbälle um tatsächlich die Klasse halten zu können. Stattdessen fixierte Euratsfeld im letzten Match mit dem Auswärtserfolg über Neuhofen den Gebietsliga-Verbleib. Gottsdorf überholte die Rotweißen. Mit einem Polster von zwei Punkten liegen sie noch vor dem vorletzten Platz, der den Abstieg bedeutet. Sollte Hofstetten in Euratsfeld und Grein in Rabenstein gewinnen, würde Neuhofen bei einem Unentschieden in Ratzersdorf doch noch der Abstieg blühen. Denn nur Liga-Schlusslicht Karlstetten hat ein schlechteres Torverhältnis als die Truppe von Sovtic.
Ehe Meister ASK Ybbs in der letzten Runde vor heimischem Publikum die offizielle Feier über die Bühne bringen kann, gastiert der Vizemeister USV Oed/Zeillern, die mit 17 Punkten Rückstand abgehängt werden konnten. Schaffen es die Schwarzweißen sich nicht ihre weiße Weste zu bekleckern. In 25 Matches verlor die Elf des Trainergespanns Harald Holzer und Jürgen Brandstetter noch nie. Kann die unglaubliche Serie fortgesetzt, der 21. Sieg im 26. Versuch gelingen? Kann der Aufsteiger in die 2. Landesliga seinem Trainerduo, das ebenfalls nach der Saison ihre Funktion niederlegt, um ihre angestammten Positionen im Verein der Mostviertler einzunehmen? In Oed rückt der Abschied von Trainer Rudolf Lang auch immer näher. Der Übungsleiter bestreitet gegen Oberndorf sein letztes Heimspiel für den designierten Zweiten. Eines steht jetzt schon fest, es wird ein würdiges Finale für die Donaustädter.
Mit einem Doppelpack sicherte Patrick Ledic dem SCU Euratsfeld den vierten Sieg in Folge. Ein besonderer. Während der Meister der 1. Klasse West aus dem Jahr 2010 den Klassenerhalt geschafft hat, ist der aktuelle Absteiger aus der 2. Landesliga in akuter Abstiegsgefahr. Ein Punkt kann der Mannschaft von SPU Hofstetten genügen, die derzeit den vorletzten Platz einnimmt. Muss es aber nicht. Was beide Vereine gemein haben? Sie verlieren ihre Trainer nach diesem Spiel, wenn die Saison zu Ende geht. Sowohl Erich Zeitlhuber, als auch Christian Walsberger wollen ihren Klubs die Möglichkeit geben, sich mit einem neuen Chefübungsleiter weiter vorne in der Gebietsliga zu etablieren. Für Hofstetten, denen Daniel Schmidt gesperrt fehlen wird, könnte es aber auch die 1. Klasse sein.