Auch, wenn der Club 83 Wiener Neustadt rein rechnerisch betrachtet noch die Chance hat, an Bad Fischau vorbeizuziehen – der Meistertitel in der 2. Klasse Steinfeld wird der Truppe von Daniel Kohn nicht mehr zu nehmen sein. Eine Runde vor Schluss beträgt der Vorsprung nach dem 3:3-Remis gegen Bad Erlach sechs Punkte. Bad Fischau absolvierte zwar bereits ein Spiel mehr, die Tordifferenz spricht aber klar für den Tabellenführer. Wiener Neustadt müsste die verbleibenden zwei Spiele gewinnen und dabei 42 Tore schießen, um vorbeizuziehen.
Die beiden Teams lieferten sich von Beginn an einen offenen Schlagabtausch, mit guten Torchancen auf beiden Seiten. Die erste gute Möglichkeit der Gäste fand Paul Adlassnig vor, er scheiterte allerdings im Eins-gegen-Eins-Duell an Bad Erlach-Keeper Philipp Galuska, der sein Team mit einer guten Parade vor einem Rückstand bewahrte. Danach kamen auch die Hausherren zu einer guten Möglichkeit, der langjährige Bad Fischau-Spieler Michael Wolfsgruber prüfte mit einem Kopfball Tormann Christoph Kohlhuber. In der 23. Minute war es aber soweit, Bad Fischau ging in Führung: Jakob Krenn köpfelte auf Matthias Reitgruber, der sich gut durchsetzte und auf Christian Carrera spielte. Dieser ließ sich die Chance nicht nehmen und brachte sein Team in Führung.
Kurz darauf fanden die Gäste eine Riesenchance auf ihr zweites Tor vor. Alexander Müller machte mit dem Ball viele Meter gut, lief aus spitzem Winkel auf das Tor zu und passte auf den mitgelaufenen Carrera, der die Chance aber nicht nutzen konnte und den Ball am leeren Tor vorbeischob. „Wie immer in dieser Rückrunde wurden unsere vergebenen Chancen bestraft“, sagt Bad Fischau-Trainer Daniel Kohn. In der 35. Minute glückte den Gastgebern der Ausgleich: Michael Wolfsgruber kam an eine Flanke aus dem Halbfeld und verlängerte das Leder per Kopf zum 1:1-Pausenstand.
„Dieses Spiel stand sinnbildlich für unsere gesamte Rückrunde“, erklärt Kohn. „Auf der einen Seite ist meine Mannschaft noch nicht gefestigt genug, um mit gewissen Rückschlägen souverän umgehen zu können. Auf der anderen Seite steckt in ihr aber ein unglaubliches spielerisches Potenzial, Moral und viel Herz.“
Daniel Koh ließ sein Team zunächst in einem 3-2-3-2-System auflaufen. In der Rückwärtsbewegung agierten die Gäste mit einer Fünferkette und legten das Spiel somit ungewohnt defensiv an. „Es ist mir wichtig, dass meine Mannschaft taktisch variabler wird, um in der nächsten Klasse bestehen zu können“, erklärt Kohn. Als er merkte, dass seine Spieler zunehmend nervöser wurden, stellte er dennoch um und ließ wieder offensiver spielen. Nun konzentrierte sich sein Team – wie in dieser Saison üblich – das Spiel zu machen. Weil diese Umstellung nicht reibungslos verlief, ging Bad Erlach durch einen Doppelschlag aber in Führung. In der 60. Minute zog Wolfsgruber nach einem schönen Pass in die Tiefe aufs Tor und netzte zum 2:1 ein. Nur zwei Minuten später stand es plötzlich 3:1 für Bad Erlach. Als „alle mit einer Flanke rechneten“, zog Wolfsgruber aus einer „unmöglichen Position“ ab und brachte den Ball im Tor unter.
Doch Bad Fischau bewies Moral und kämpfte sich zurück: Fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit verkürzte der eingewechselte Ulrich Hauke auf 2:3. Bad Fischau drehte noch einmal auf und traf zweimal die Stange. In der Schlussphase wurde Bad Fischau ein Elfmeter vorenthalten, Ulrich Hauke wurde im Sechzehner gefoult. „Der Schiedsrichter ist nach dem Spiel zu mir gekommen und hat sich für seinen Fehler entschuldigt. So etwas sieht man in der 2. Klasse nicht oft“, lobt Kohn. In der vierten Minute der Nachspielzeit rettete Zivan Pavlovic Bad Fischau doch noch den mit großer Sicherheit meisterschaftsentscheidenden Punkt: Zivan Pavlovic kam an einen hohen Ball, wurde nicht attackiert und sorgte für den 3:3-Endstand.
„Die Emotionen waren nach diesem Sieg natürlich sehr groß“, sagt Kohn. „Der Druck in den letzten Runden war unangenehm. Bad Fischau ist dreimal in Folge Zweiter geworden und hat sich unter seinem Wert verkauft. Wir sind bereit für die 1. Klasse.“