Mit Fußball hatte das, was Haitzendorf und Melk am 10. Spieltag der 2. Landesliga West boten, wenig zu tun. Dennoch gab es am Ende drei Punkte zu vergeben: Diese schnappte sich Haitzendorf dank eines Treffers von Stefan Gruber in der 44. Minute. Die Elf von Martin Parb sammelte wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg. Während Melk vor sich hin dümpelt und Obmann Wedl nach Spielschluss Klartext sprach.
Die gestrige Niederlage in Haitzendorf brachte das Fass in Melk zum Überlaufen, die Betroffenheit unter den Melker Klub-Funktionären war nach dem Spielende groß: "Das war der Tiefpunkt in der heurigen Saison, eine katastrophale Leistung, unter jeder Kritik. Gegen so ein Team zu verlieren, das ist nicht unser Anspruch", stellte Sektionsleiter Christian Jojart klar.
Wie schon so oft in der Saison war Melk nicht in der Lage, auf eine einigermaßen ansprechende Leistung (die Rede ist vom 1:0-Heimsieg vergangene Woche gegen Echsenbach) eine Bestätigung folgen zu lassen. Stefan Gruber sorgte in einem auf dürftigem Niveau stehenden Match in der 45. Minute für die Entscheidung, vewertete einen Chlup-Eckball zum 1:0-Sieg für Haitzendorf.
Melk kam in den 90 Minuten zu einer einzigen dicken Chance (Schoderböck scheiterte allein vor Heim-Goalie Kerschbaumer), zeigte ansonsten hauptsächlich Leerlauf und konnte selbst ein 30-minütige Überzahl (Haitzendorfs Thomas Haag sah in der 60. Minute gelb-rot) nicht entscheidend ausnutzen. "Das war ein sehr schlechtes Spiel von beiden Seiten auf einem armseligen Niveau. Wir hatten 70 Prozent Ballbesitz, doch der Gegner einfach mehr Biss, Haitzendorf beging viele, viele Foulspiele. Sie wollten dieses Match unbedingt gewinnen, das hat man bei uns nicht gesehen", gestand Melk-Coach Ronald Kraaibeek zerknirscht ein.
Nach zehn Matches hat Melk nur zwölf Punkte auf dem Konto, rangiert lediglich am 9. Rang. Ein sportlicher Absturz, der in Melk nicht ohne Konsequenzen bleiben wird: "Unser Ziel war es nach dem Vize-Meistertitel 2012 auch in dieser Saison vorne mitzuspielen. Wenn wir in der jetzigen Situation noch vom Titel sprechen würden, dann wären wir wohl Phantasten. Wir müssen derzeit vielmehr hoffen, nicht in den Abstiegsstrudel zu geraten", räumte Obmann Dominik Wedl ein.
Der Vorstand hat inzwischen genug gesehen, Wedl kündigte im Giespräch mit unterhaus.at Konsequenzen an: "Es wird sicher etwas passieren. Und wir werden ganz gewiss ncht bis zum Sommer warten. Es wird jetzt passieren, in der Winterpause. Wenn es so wie bei uns über längere Zeit nicht läuft, dann muss das System verändert werden. Wr werden aber keine Schnellschüsse tätigen, alles in Ruhe besprechen." Den Unmut der Fans kann Wedl verstehen und auch nachvollziehen: "Wäre dem nicht so, dann wären sie ja keine Fans."
Warum es nicht läuft, das hat laut Wedl mehrere Gründe: "Es gibt viele Punkte, jeder stimmt wahrscheinlich bis zu einem gewissen Grad. Was die Mannschaft betrifft, kann ich nur sagen: Wollen allein ist in der jetzigen Situation zu wenig." Das System wird hinterfragt - auch der Trainer? "Ronald Kraaibeek hat mit Melk in der Vergangenheit viel erreicht, wir haben ihm viel zu verdanken. Da darf eine Misserfolgs-Serie nicht gleich der Grund für eine Trennung sein. Ich stehe aus heutiger SIcht nach wie vor hinter ihm. Es wäre nicht richtig, ihm allein die Schuld zuzuweisen. Die Spieler sind in gleichen Maße gefordert", betonte Wedl.
Auch der Trainer selbst sieht keinen Anlass zur Resignation: "Nein! Nein! Nein!" lautete seine entschiedene Antwort auf die Frage, ob er an Rücktritt denke. "Ich gebe nicht auf. Die Herausforderung ist noch größer. Ich sehe nach wie vor die Chance, die Dinge in die richtigen Bahnen zu lenken", ist Kraaibeek von der Wende zum Guten nach wie vor überzeugt. Sieht aus heutiger Sicht ganz so aus, als müsste - fürs Fußball-Geschäft ziemlich unüblich - mit Ende der Hinrunde nicht der Trainer daran glauben, sondern werden einige Melker Spieler in Melk vorzeitig ihre Koffer packen.
Christian Reichel
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