„Ich bin sehr zufrieden mit vier Punkten aus den ersten zwei Runden“, trat Helmut Anderst bewusst auf die Euphoriebremse, nach dem starken Start vom SC Amaliendorf zu Beginn der 2. Landesliga West-Saison 2016/17. „Ein einstelliger Tabellenplatz bleibt das Ziel“, so der Trainer des Überraschungsdritten. Jetzt ist mit dem USC Rohrbach ein erster echter Gradmesser am Samstagabend in den hohen Norden gekommen. Wie die Waldviertler die favorisierten Oberösterreicher aus dem Mühlviertel bezwingen wollten, verriet Anderst vor Spielbeginn. Jetzt Trainingslager buchen!
„Wir stehen sehr kompakt, haben bisher kein Tor erhalten. Mit dem schnellen Umschaltspiel wollen wir gegen einen der Topfavoriten der Liga eine Überraschung schaffen. Dafür werden wir unsere Heimstärke ausnutzen“, hatte Anderst die Rechnung ohne den Wirten gemacht.
„Es war eine klassische 0:0-Partie“, attestierte der Amaliendorf-Coach nach dem Spielende. Nur es ist halt doch ein Tor gefallen. Die Führung der Gäste hatte sich abgezeichnet. „Rohrbach war in den ersten zwanzig Minuten besser“, gestand Anderst. Nur verwehrten konnten die Auswärtigen ihre Topchancen nicht.
Der zurückgekehrte Stürmer Aleksandar Stanojcic, der erstmals nach seiner Innenbandoperation zum Einsatz gekommen ist, hätte seine Rückkehr gleich mit der 1:0-Führung für Rohrbach vergolden können, doch der Striker spitzelte den Ball neben die Stange. Kapitän Marco Moser schoss knapp am Tor vorbei, als er im Eins gegen Eins nur mehr Amaliendorfs Schlussmann Josef Moravec bezwingen hätte müssen. „Dass wir dann aber aus keiner Torchance ein Tor bekommen, ist extrem bitter“, so Anderst. Ein weiter Abschlag, der mit dem Kopf verlängert wurde, landete schließlich bei Dominik Jakovljevic, der den Tormann erfolgreich überspielte. Somit stand es nach 34 Minuten 0:1. „Wenn unser Keeper entschieden herauskommt, ist diese Aktion nicht einmal einer Erwähnung wert“, klärte Anderst den Sachverhalt auf.
Die Hausherren konnten nur noch mit einem Stangenschuss durch Spielführer Arthur Rosenauer aufwarten. In der zweiten Hälfte bestand das Match nur mehr aus reinem Geplänkel, das in einer hektischen Schlussphase endete. Obwohl die Gastgeber nicht zwingend werden konnten, schindeten die in Führung liegenden Rohrbacher jede Sekunde heraus. Aus fünf Minuten Nachspielzeit wurden letztlich neun. „Es war extrem, wie sie die Zeit verzögert haben“, erklärte Anderst, der dem Gegner aber keinen Vorwurf machen wollte. „Jede Mannschaft versucht bei solch einem Spielstand auf Zeit zu spielen.“
Ein Beispiel für Zeitschinderei ist Armin Music, der sich in der 94. Minute zu lange Zeit gelassen hatte, um einen Freistoß auszuführen. Drei Minuten darauf folgte die zweite Verwarnung, die einen Platzverweis und eine Sperre im kommenden Spiel für den Abwehrchef bedeuten. „Keine Disskussion über die Gelbrote Karte, das Foul wurde völlig zurecht von Schiedsrichter Christoph Marik geahndet“, hob Anderst hervor.
Für sein Gegenüber auf der Trainerbank war die zweite Gelbe Karte ein gewonnener Pressball von Music. „Nicht der einzige komische Pfiff in Halbzeit zwei“, meinte Dalibor Kovacevic, dem nichts anderes übrig bleibt, als mit einem dezimierten Kader ins nächste Spiel zu gehen. Die drei Zähler nimmt er aber gerne mit: „Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, wir haben die reifere Spielanlage und haben hinten nur einen Torschuss zugelassen. Nach vorne hin waren wir viel zu verkrampft. Wenn man eine Nacht drüber schläft, werden sich die drei Punkte besser anfühlen.“ Denn am nächsten Tag fragt niemand mehr nach, wie der Sieg zustande gekommen ist.
Kovacevic ist nicht nur Trainer des neuen Liga-Dritten, sondern offenbart noch andere Fähigkeiten, die des Taxichauffeurs für einige seiner Schützlinge: „Bei so einer weiten Heimreise würde eine Niederlage im Gepäck schwer auf die Stimmung im Auto drücken.“