Am Samstagabend trafen auf dem Krisengipfel ASK Wilhelmsburg und USV Atzenbrugg aufeinander. Der Zehnte der 2. Landesliga West empfing den 13. Während die Gastgeber mit zwei Zählern auflaufen konnten, kamen die Gäste ohne Punkt und einem Torverhältnis von 1:4 im Gepäck nach Wilhelmsburg, aber mit neuem Trainer, der derzeit noch auf Urlaub ist, und einem Interimscoach. Jetzt Trainingslager buchen!
„Wir haben miserabel gespielt, nie einen Zugriff auf das Spiel bekommen“, versuchte Wilhelmsburg-Coach Johannes Neumayer die Niederlage in Worte zu fassen. Zu wenig Laufbereitschaft und kein Spiel über die Flügel, attestierte Neumayer seiner Mannschaft. „Wir wollten stets mit dem Kopf durch die Mitte.“ Dort boten sich aber kaum Räume.
Zweihundert Zuschauer bekamen eine Nullnummer bis zur 61. Minute zu sehen. Da zog Martin Jurkemik beherzt ab und traf ins Tor der Hausherren. „Den Schuss hätte unser Tormann gehalten, wäre er nicht abgefälscht gewesen“, erinnerte sich Neumayer, der nur bei seinem Schlussmann Tomas Kucernak ins Schwärmen geriet. „Er ist ein Vorzeigeathlet – bei jedem einzelnen Training. Es tut mir leid, dass ihn das Team so im Stich gelassen hat.“ Etwa beim 0:2.
Der tschechische Keeper musste mitansehen, wie sich seine Vorderleute bei einem weiten Abschlag verschätzten, den der 37-jährige Tscheche Jan Šimák zum Ausbau der Führung verwertete. In der achtzigsten Minute kreuzten sich die Laufwege vom linken Außenverteidiger Patrick Lindtner, der Jakub Slezák, einen slowakischen Legionär, so außer Tritt und zu Fall gebracht hatte. „Der Ausschluss war gerecht, aber unnötig, weil er Resultat unseres schlechten Stellungsspiels war“, so Neumayer. Da es die zweite Gelbe Karte binnen 13 Minuten für Lindtner war, zeigte ihm Schiedsrichter Erich-Johann Steindl zurecht den frühzeitigen Weg in die Kabine.
Mit zehn Mann hatten die Gastgeber ihre beste Phase. Da schmissen die Schwarzweißen noch einmal alles nach vorne. Nach 87 Minuten wurden sie dafür belohnt – mit dem Anschlusstreffer durch Nemanja Marinkovic, der somit bei vier Treffern hält und die Torschützenliste anführt. Ein zweiter Treffer wollte dem Paradestürmer in der Nachspielzeit, trotz aussichtsreicher Position, nicht mehr gelingen.
„So können wir uns nicht präsentieren, denn sonst werden wir große Probleme in der Meisterschaft bekommen“, prophezeite Neumayer, Trainer des neuen Vorletzten, der von Atzenbrugg überholt wurde. „Es fehlt uns der Leader, der einmal lauter wird und die Mannschaft wachrüttelt. Da spielen wir dann einfach weiter unseren Topfen runter.“
Beim neuen Zehnten der Liga gab es viele zufriedene Gesichter. Es war eine gelungene Trainerpremiere für den General Manager Karl-Heinz Grüneis. Der Sportliche Leiter vertritt vorerst Christian Prosenik, der erst in der fünften Runde die Mannschaft von Atzenbrugg coachen wird. Der ehemalige Profikicker mit klingendem Namen weilt derzeit auf Urlaub. Nach Stationen, wie Austria Salzburg, Austria und Rapid Wien hinkte die Trainerkarriere vom Vater von Philipp, einem an den WAC verliehenen Rapidspieler, bisher noch ein Stückchen hinterher. Das höchste der Gefühle war eine Trainerstation in der Regionalliga Ost. Zum Vergleich, ehemalige Weggefährten sind mittlerweile Trainer in der Deutschen Bundesliga, wie Peter Stöger und Ralph Hasenhüttl, oder Bankerldrücker im heimischen Oberhaus gewesen, wie Zoran Barisic, Didi Kühbauer, aber auch Heimo Pfeiffenberger oder Adi Hütter. Der Besitzer der UEFA Pro-Lizenz kam vom Landesligist SV Leobendorf. Den ersten Sieg in dieser Saison feierte aber Grüneis. Es sind die ersten Punkte für Atzenbrugg in dieser Saison bedeuten.
Seinem Vorgänger war dieses Glück nicht vergönnt: Jürgen Fangmeyer verlor die ersten beiden Partien, sah sich aber auch mit Kilb und Eggenburg zwei undankbaren Gegnern, weil Meistertitelanwärtern, zum Auftakt konfrontiert und musste sich nicht ganz freiwillig am Donnerstag aus seinem Traineramt verabschieden. Dennoch gratulierte er seinem nunmehrigen Ex-Verein: „Ich wünsche der Mannschaft nur das beste und bin froh, dass sie dieses wichtige Spiel gewonnen haben.“