In der Gebietsliga West hat es vor rund drei Wochen einen überraschenden Trainerwechsel bei der SG Waidhofen/Ybbs gegeben. Vitalis Stankevicius wurde aufgrund schlechter Ergebnisse und Vertrauensverlust in Teilen der Mannschaft vor die Tür gesetzt. Kurzfristig übernahm der verletzte Mittelfeldspieler Dominik Kammerhofer gemeinsam mit dem ebenso verletzten Kapitän Nikolaus Obermüller das Trainerzepter – und das nicht ganz unerfolgreich. In drei Runden gelangen immerhin fünf Punkte, darunter ein Sieg gegen den Zweitplatzierten SC Rabenstein. Dennoch kommt eine Fortsetzung dieses Engagements nicht in Frage!
Ligaportal: Herr Kammerhofer, danke fürs Zeitnehmen. Die letzten Wochen waren ja doch ziemlich turbulent. Wie war diese Zeit für Sie persönlich?
Interimstrainer und Spieler Dominik Kammerhofer: Ja, es hat sich ehrlich gesagt ein bisschen abgezeichnet. In der Mannschaft hat sich über die Wochen hinweg einiges aufgestaut, darum war es nicht völlig überraschend, dass etwas passieren musste. Als es dann aber tatsächlich so weit war, ging’s trotzdem schnell. Für den Verein war klar, dass jemand aus den eigenen Reihen übernehmen soll, und da ich sowieso verletzt war – gemeinsam mit unserem Kapitän Nikolaus Obermüller – haben wir gesagt, wir machen das zusammen. Ich habe die nötigen Lizenzen schon länger, wollte nach der Karriere ohnehin in Richtung Trainer gehen, und so war das eine gute Gelegenheit. Dann ging alles Schlag auf Schlag – Vorbereitung auf Rabenstein, viele Gespräche mit den Spielern, Videoanalysen – und gleich im ersten Spiel haben in den ersten Minuten eine Rote kassiert und in den letzten Minuten ein Tor geschossen und gewonnen. Das war natürlich ein Bilderbuchstart für einen Trainerwechsel. Danach war die Stimmung im Team überragend, jeder hat mitgezogen, die Trainingsintensität war richtig stark.
Ligaportal: Klingt, als wären Sie mit der kurzen Amtszeit durchaus zufrieden.
Kammerhofer: Auf jeden Fall. Wir hätten sogar das Maximum rausholen können, weil wir wussten, welches Potenzial in der Mannschaft steckt. Aber das Wichtigste war, dass wir die Stimmung drehen, wieder Intensität und Freude reinbringen. Das ist uns gelungen. In drei Spielen keine Niederlage, fünf Punkte – das war das Mindestziel. So bleiben wir im Frühjahr voll dabei, trotz der vielen Verletzten.
Ligaportal: Im Frühjahr übernehmen Sie dann aber nicht mehr als Trainer, richtig?
Kammerhofer: Genau. Das war von Anfang an klar – für beide Seiten. Spielertrainer kommt für mich nicht infrage, weil da immer eines von beiden leidet, wenn man’s ernsthaft machen will. Und auch der Verein hat das schon ausprobiert, das hat nicht funktioniert. Darum war von Beginn an klar, dass meine Trainertätigkeit mit diesen drei Spielen endet.
Ligaportal: Sie selbst sind ja noch am Sprunggelenk verletzt. Wie sieht’s mit Ihrem Comeback aus?
Kammerhofer: Ich bin jetzt zwei Wochen ohne Gips, vorher waren’s acht. Es geht überraschend gut – ich mach jeden Tag Fortschritte, kann schon schwimmen und radeln – arbeite an der Mobilität. Wenn alles so weiterläuft, wäre ein voller Einstieg Ende Februar realistisch. Das ist das Ziel, mit Geduld, aber auch mit viel Motivation.
Ligaportal: Kommen wir zur sportlichen Situation. Ihr habt aktuell nur sechs Punkte Rückstand auf den Tabellenführer Loosdorf – das ist ja gar nicht so viel. Mit welchen Erwartungen geht ihr ins Frühjahr?
Kammerhofer: Wir wollen natürlich vorne mitmischen, das war von Anfang an das Ziel. Wenn alle wieder zurückkommen, haben wir definitiv die Qualität dazu. Es geht darum, von Spiel zu Spiel zu denken, aber grundsätzlich wollen wir so lange wie möglich oben dranbleiben.
Ligaportal: Ist der Aufstieg selbst auch ein Thema – oder eher ein langfristiges Ziel?
Kammerhofer: Nein, das ist momentan kein Muss. Wir hatten im Sommer einen kleinen Umbruch, einige junge Spieler kamen dazu, viele sammeln erst ihre ersten Erfahrungen in der Kampfmannschaft. Wir wollen uns Schritt für Schritt weiterentwickeln. Wenn’s heuer schon reicht, wäre das natürlich super, aber im Vordergrund steht, dass die Mannschaft zusammenwächst und wir uns im Frühjahr stabilisieren.
Ligaportal: Gibt’s im Winter Veränderungen im Kader?
Kammerhofer: Grundsätzlich nicht. Der Kader steht, er wurde im Sommer so zusammengestellt, dass er passt. Wir hatten einfach viel Pech mit Verletzungen – teilweise fünf, sechs Stammspieler gleichzeitig draußen. Jetzt kommen fast alle im Jänner zurück, und das fühlt sich schon an wie Verstärkungen. Vielleicht kommt punktuell jemand dazu, aber große Umbrüche sind keine geplant.