Spielberichte

Singer verabschiedet sich mit einem Sieg, Gottsdorf muss bangen

SV Gottsdorf musste am vorletzten Spieltag gegen Hainfeld gewinnen, um den drei Punkte-Vorsprung auf die ebenfalls siegreichen Teams aus Grein und Hofstetten aufrechtzuerhalten. Die Konkurrenz auf Distanz zu halten, ist mit einem heroischen 5:3-Heimsieg gelungen. Winterneuzugang Mario-Tiberiu Dragodan schoss sich als Vierfachtorschütze in die Herzen der Gottsdorfer Fans. Denn jetzt bleibt der Aufsteiger in jedem Fall obenauf, wenn er gegen SVU Mauer einen Punkt machen kann. Eine Runde vor dem Meisterschaftsende in der Gebietsliga West ist der neue Tabellenzehnte drei Zähler vor dem zweiten Abstiegsplatz. Hofstetten müsste bei einem Sieg sechs Tore gutmachen, während zeitgleich der Drittletzte Grein einen vollen Erfolg braucht, um noch einmal Gottsdorf überholen zu können. „Jetzt haben wir gute Karten“, freute sich Trainer Markus Baumgartner auf das Karten austeilen. Jetzt Torwandschießen mit Nissan!

 

Der Plan vom 0:0 ist rasch wieder in der Schublade verschwunden

„Wir haben hochverdient gewonnen, aber zum Schluss mussten wir richtig zittern“, erklärte der Chefcoach der Mauringer, Andreas Singer. Was ist passiert? „Es war nur eine Frage der Zeit bis wir die Führung erzielen, wir haben auf ein Tor gespielt.“ Die Führung der Hausherren ließ aber lange auf sich warten. Bis zur 43. Minute. Da hatte Gottsdorf-Schlussmann Patrick Stummer den Ball ausgelassen. Radim Staněk bedankte sich. „Es war ein Geschenk“, erinnerte sich Baumgartner. „Unser Plan war, lange das 0:0 halten. Nach dem Rückstand haben wir aufmachen müssen.“

Kurz nach Wiederanpfiff versenkte Tomáš Stráský das Leder nach einer Standardsituation zur 2:0-Führung im Kasten. Mit dem komfortablen 3:0 durch Patrick Mayr nach 55. Minuten, hätte alles entschieden sein müssen. Doch Gottsdorf kam noch einmal zurück, wie Baumgartner berichtete: „Wir haben in der letzten halben Stunde begonnen Fußball zu spielen. Davor waren wir einfach viel zu nervös. Wir haben die dritte Luft unter anderem bekommen, weil der Gegner seine Legionäre ausgewechselt hat.“ Nach Filip Smoljan und Staněk musste auch Pavol Baláž unfreiwillig, denn verletzt, vom Feld. Dadurch vermissten die Grünweißen vorne schmerzlich einen, der den Ball halten konnte.

Nach einer Stunde änderte sich das Bild des Spiels

Zu viele schnelle Ballverluste führten zum ersten Gegentor. Nach 62 Minuten erzielte Daniel Schimatschek das 1:3. Das hat Singer aber nicht verunsichert: „Trotz des 1:3, hatte ich keine Angst das Spiel noch aus der Hand zu geben.“ Elf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit machte Sascha Becksteiner mit dem 2:3 die Begegnung spannend. Einige Großchancen später hatte der Schiedsrichter nach 96 Minuten doch noch Erbarmen mit den Gastgebern und pfiff ab. „Ihr Schlussmann Robin Pfeiffer hat am Schluss zwei Weltparaden gezeigt und bei einer Abseitsaktion, die nie und nimmer eine war, war Mario-Tiberiu Dragodan auf und davon“, so Baumgartner. „Fünf Minuten länger und es wäre noch der Ausgleich gefallen.“

„Mich ärgert, dass Mauer jetzt mehrere Partien gegen direkte Konkurrenten hergeschenkt hat, ihre Legionäre gar nicht einlaufen haben lassen“, mokierte sich Baumgartner, „aber wir brauchen keine Geschenke.“ Der Ärger war deshalb groß, denn ein 3:3 hätte den Klassenerhalt für Aufsteiger Gottsdorf bedeutet. Mit der knappen Niederlage verschlechterte sich zumindest das Torverhältnis nicht drastisch. „Wir hätten uns auch das 0:4 fangen können“, schnaufte Baumgartner durch. Jetzt muss darauf gehofft werden, dass Hofstetten nicht mit sechs Toren Unterschied in Euratsfeld und Grein in Rabenstein gewinnt. „Ich glaube es erst, wenn ich es mit eigenen Augen sehe. Dann machen wir eine Flasche auf, um den Klassenerhalt zu feiern.“ Im Fußball ist schon so einiges passiert. Vergangene Saison gewann ASV Unterwaltersdorf in der letzten Runde mit 42:2 gegen den SC Mödling in der 2. Klasse Ost-Mitte, aber niemand will den Teufel an die Wand malen.

Der Fußballfanatiker Andreas Singer verlässt Mauer

Auf der anderen Trainerbank herrschte Freude über den positiven Saisonabschluss und dem fünften Gesamtrang. „Wir haben Spaß, Motivation und Leidenschaft im Frühjahr gezeigt. Heute ist ein sehr schöner Tag für mich“, jubelte Singer. Ein bisschen Demut schwang in den Worten des ehemaligen FC Kosiše- und Austria Nachwuchstrainers mit. Denn Singer tritt als Chefübungsleiter, eine Woche vor seinem siebzigsten Geburtstag, nach 41 Jahren als Trainer zurück: „Ich habe meiner Familie versprochen, nach dieser Saison aufzuhören, um in der Pension meine sechshundert Kilometer entfernte Familie wiedersehen zu können. Leider muss ich mein Wort halten, obwohl ich mich sehr wohl in Mauer gefühlt habe.“ Es waren auch schon zwei neue Trainer auf der Tribüne, um das Spiel zu verfolgen. Nachfolger gibt es aber noch keinen, der in die großen Fußstapfen treten wird.

Die Spielstätte von Mauer hatte auch schon der Gästetrainer gelobt, Singer legte sogar noch eins drauf. „Die Anlage in Mauer ist schöner, als jede in der slowakischen Bundesliga“, seufzte Singer, ehe er seine alte Heimat nach dem Match verließ. Um Fußballschauen zu gehen. „Fußball ist mein Leben. Wir können gerne nach der Eröffnungspartie der Europameisterschaft zwischen Frankreich und Rumänien weitersprechen.“