Ligaportal setzt die Vorstellung von Spielerinnen mit einer der gefährlichsten Torjägerinnen Kärntens fort. „Mimi“ Terkl vom regierenden Kärntner Meister Kraig gibt im Ligaportal-Interview Einblicke in ihre Karriere. In bisher 264 ÖFB-Bewerbsspielen (16.370 Einsatzminuten) erzielte die Stürmerin 324 Tore – ein Spitzenwert von 1,23 Toren pro Spiel. Auch in der aktuellen Saison scheint ihr Visier – mit 27 erzielten Treffern – wieder optimal eingestellt zu sein. Sie ist bereit für das obere Play-off und will mit ihren Mädels den Meistertitel erfolgreich verteidigen.
Foto: SV Hirter Kraig (Michelle "Mimi" Terkl)
Warum nennen dich alle – trotz deines Vornamens Michelle – „Mimi“?
Das kann ich gar nicht mit Sicherheit erklären, aber dieser Spitzname begleitet mich schon seit meiner Kindheit und ist inzwischen mein Markenzeichen.
Was bedeutet der Fußballsport für dich?
Fußball ist mein Ausgleich zum Alltagsleben.
Wieso hast du gerade mit dem Fußballsport angefangen?
Das habe ich meinem Opa zu verdanken. Er – als SC-Kappel-Fan – hat mich schon als kleines Mädchen zu jedem Spiel dieser Mannschaft mitgenommen. Da war es dann selbstverständlich, dass meine Karriere beim SC Kappel ihren Anfang nahm.
Foto: SV Kraig (Mimi Terkl rechts - mit vollem Einsatz)
Hattest du in deiner Jugend ein fußballerisches Idol und von wem war dein erstes Fantrikot?
Mich hat schon als Kind die „goscherte Art“ und das „ein wenig arrogante Auftreten“ von Marko Arnautović beeindruckt. Es war immer lustig, ihm bei Interviews zuzuhören, und seine Spielweise hat mir damals sehr gefallen. Natürlich trug ich den ÖFB-Nationaldress mit seinem Namen am Rücken.
Du hast in Kappel deine Karriere gestartet und spielst jetzt für Kraig. Wie kam es dazu?
Stimmt – meine ersten Fußballschuhe habe ich in Kappel zerrissen, wechselte dann aber zum SK Treibach und spielte dort bis zur U17 im Burschenteam. Doch mit 17 Jahren treten die körperlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen deutlich hervor, also wechselte ich nach St. Veit. Der anschließende Wechsel des gesamten Teams von St. Veit nach Kraig war eine absolut richtige Entscheidung. In Kraig werden wir als Sportlerinnen geschätzt, wir fühlen uns heimisch und sehr gut aufgehoben. Es passt einfach in Frauenstein.
Wie viele Titel konntest du schon feiern?
Der größte sportliche Erfolg war der Meistertitel in der Kärntner Liga in der Saison 2023/2024. Diesen Erfolg möchten wir heuer gerne wiederholen.
Was bekommst du während eines Spiels von den Zusehern mit?
Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und kann gewisse Aussagen außerhalb des Spielfelds einfach nicht überhören. Es kommt immer darauf an, wo wir spielen. In Klagenfurt und Oberglan gibt es regelmäßig hitzige Spiele, und dementsprechend fallen dort – teilweise sehr untergriffige – Aussagen. Wenn ein Zuseher „Hau ihr die Haxen ab!“ ruft, ist das eine sehr unfaire Geste, die auf einem Sportplatz nichts verloren hat. Ich sehe mich auch als Beschützerin meiner Mitspielerinnen und gehe solchen Konfrontationen verbal nicht aus dem Weg. Wir sind alle Sportlerinnen – Fairness sollte nicht am Spielfeldrand enden, sondern für den gesamten Platz gelten.
Was glaubst du, wie dich deine Mitspielerinnen sehen?
Das ist wahrscheinlich die schwierigste Frage! Ich denke, ich bin hauptsächlich für Späßchen und gute Laune im Team zuständig. Aber wie gesagt, ich bin auch die Beschützerin meiner Mitspielerinnen – ich scheue keinen Fight, und genauso sehen sie mich auch.
Wenn du nicht auf deiner angestammten Position im Sturm spielen würdest, welche Position würde dich reizen – und warum?
Ich würde wirklich gerne mal als Torfrau aufgestellt werden. Diese Position reizt mich, weil sie so viel Risiko birgt – du kannst entweder alles entscheiden oder alles vermasseln.
Was bringt es, wenn der Trainer nach einer schlechten Leistung in der Halbzeitpause laut wird?
Tja, was soll ich sagen – ich hatte auch schon einen Trainer, der trotz Führung und guter Teamleistung laut gebrüllt hat. Da kann es schon passieren, dass er bald ein „Ex-Trainer“ ist.
Erzähl uns ein witziges Erlebnis aus der Kabine!
Ich muss dazu sagen: Ich schätze und mochte ihn als Fußballer und jetzt als Trainer der Austria Klagenfurt – Robert Micheu. Er sagte einmal zu unserem Team: „Ihr werdet nichts erreichen!“ Diese Aussage hat uns aber nur noch mehr angespornt, und wir haben an diesem Tag sehr überzeugend gespielt. Seither haben wir ein Ritual: Wir haben ein gerahmtes Foto von „Mitch“, das immer präsent ist. Kurz vor dem Spiel bilden wir einen Kreis um das Bild und schwören uns auf den Gegner ein. Selbstverständlich nehmen wir es auch mit auf die Ersatzbank, damit sich auch die Einwechselspielerinnen daran erinnern, dass wir 120 Prozent geben müssen, um erfolgreich zu sein. Seit damals surfen wir auf einer Erfolgswelle – und wir wissen, dass auch Robert Micheu seinen Anteil daran hat. Aber wie gesagt – wir schätzen ihn sehr als Typ und Trainer.
Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Ich bin 19 Jahre alt – und in fünf Jahren möchte ich fünf weitere erfolgreiche Kärntner Meistertitel mit meinen Kraiger Mädels feiern können.
Welcher Verein bleibt dir immer in guter Erinnerung?
Der SK Treibach – dort habe ich gelernt, wie man guten Fußball spielt. Davor hieß es nur: „Haut den Ball einfach nach vorne – die Mimi läuft schon!“
Wie viel Zeit opferst du dem Sport?
Wir trainieren dreimal pro Woche, dazu kommt der Spieltag. Außerdem bin ich Trainerin der Kraiger U12-Mannschaft.
Klaus Slamanig