Jörg Renner wirft resignierend das Handtuch als Trainer von Union Neuhofen, nach einer 2:5-Niederlage daheim gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten der Gebietsliga West aus Karlstetten. Der 46-Jährige geht freiwillig, weil all seine Versuche die Mannschaft zu motivieren, fehlgeschlagen sind. Dabei ist ihm selbst die Überzeugungskraft abhandengekommen. Mit dem Rücktritt möchte er seinen ehemaligen Schützlingen den Gang in die erste Klasse ersparen.
„Das Resultat spiegelt unsere Leistung wider“, war Jörg Renner schwer von seiner Mannschaft nach dem 2:5-Debakel gegen Karlstetten enttäuscht. „Wir waren läuferisch, spielerisch und kämpferisch deutlich unterlegen, weil wir den Kampf gar nicht angenommen haben.“ Der Trainer war dermaßen erzürnt, dass er gleich nach Spielende das Fußballgelände verließ. Das Liga-Schlusslicht feierte erst seinen zweiten Saisonsieg, hatte in 17 Runden nur 14 Treffer erzielt, jetzt in einer gleich fünf. Der elf Punkte Vorsprung zu Jahresbeginn ist auf acht geschrumpft. Sollten die Verantwortlichen in Neuhofen nicht bald den Lichtschalter finden, gehen die Lichter für den Verein in der Gebietsliga aus.
„Der vermeintliche Fixabsteiger war klar überlegen“, sagte Renner, „wenn wir gegen den Letzten zuhause verlieren, sollten die Alarmglocken schrillen.“ Für Renner ist die schlechte Frühjahresbilanz wenig verwunderlich: „Bei unserer Trainingsbeteiligung ist es kein Wunder, dass wir erst einen Punkt aus vier Spielen geholt haben, ein Torverhältnis von 2:10 haben. Wir haben uns zu sicher gefühlt.“ Die jungen Kicker müssen maturieren und beim Bundesheer ihren Dienst am Staat leisten. Können deshalb nicht regelmäßig kicken.
Noch dazu wurden Ratschläge nicht angenommen. „Ich habe für 600 Euro einen Laktattest machen lassen, wo sich dann herausgestellt hat, dass niemand im Winter den Trainingsplan eingehalten hat“, war Renner entsetzt. „Dabei wollte ich nur helfen.“
Er sieht Parallelen zum Vorjahr: „Als ich im Winter 2014 als Feuerwehrmann gekommen bin, hatten wir 14 Punkte, jetzt waren es vor dem Frühjahresstart nur drei Zähler mehr.“ Auch der Ausblick in die Zukunft sieht düster aus: „Wenn wir so weiterspielen, machen wir keinen Punkt mehr.“
Wie das gelingen soll ist dem 46-Jährigen ein Rätsel: „Zurzeit müsstest du zehn Spieler rausschmeißen, aber das geht nicht, weil was kommt nach?“ Sowohl Aufbauen als auch auf den Tisch hauen hat nicht funktioniert. „Wir haben lauter Prinzessinnen“, beschreibt er die Einstellung seiner Equipe. Diese kam auch zu vorgeschriebenen Zeiten zu spät, so der Trainer mit A-Lizenz, der sich in seiner Freizeit mit Freund und U19-Teamchef Andreas Heraf über den Kick unterhält. „Ich will nicht auf sie schimpfen, aber den Fußball leben sie zu wenig.“
Deshalb hatte Renner gleich nach dem Debakel mit einem Rücktritt kokettiert. „Ich bin am überlegen, ob ich weitermachen soll. Deshalb habe ich auch dem Vorstand meinen Rücktritt angeboten.“ Dennoch wurde der Coach am Freitagabend nicht entlassen. Der Vorstand von Neuhofen wollte mit Renner weiterarbeiten. „Ob ich bis Montag wieder motiviert bin, weiß ich nicht. Ich muss ja mit positivem Beispiel vorausschreiten, meinen Spielern ein Vorbild sein“, erklärte der Chefübungsleiter seine Gedankengänge, die letztlich zum Rücktritt führten.
„Ich bringe diese Energie nicht mehr auf, es ist aussichtslos.“ Am Samstag kam dann aber doch alles anders. „Ein neuer Besen kehrt besser“, erklärte Renner seine Entscheidung. „Ich will Neuhofen wieder siegen sehen. Jetzt habe ich den Druck von mir genommen und ihn dem Team aufgeladen. Jetzt haben die Burschen keine Ausrede mehr“, erklärte der letztjährige Feuerwehrmann, der Neuhofen vor dem Abstieg bewahrt hatte. Heuer, dachte er, wollte ihm dieses Kunststück nicht noch einmal gelingen. Jetzt muss es ein anderer richten. „Ich wünsche der Mannschaft alles Gute“, sprach Jörg Renner ein letztes Mal.