1. Klasse C

SV Oberglan: „Bem-vindo a Oberglan!“ – Sandro Jose Ferreira da Silva im Ligaportal-Interview

„Bem-vindo a Oberglan – Willkommen in Oberglan!“ Der Tabellenführer der 1. Klasse C hat sich während der spielfreien Zeit mit Sandro Jose Ferreira da Silva prominent verstärkt. Im Interview mit Ligaportal erzählt der ehemalige brasilianische U17-Weltmeister über seine Karriere, seinen fußballerischen Werdegang und warum er in Kärnten sesshaft geworden ist.

Fotos: Sandro privat (links Klagenfurt vs. Rapid Wien & rechts Neuverpflichtung beim SV Oberglan)

Was bedeutet Fußball für dich?

Als Brasilianer bedeutet Fußball für mich „Leben & Lebensfreude“. Jeder Brasilianer liebt Fußball, und in unserem Wortschatz hat „Fußball“ eine große Bedeutung.

Warum hast du dich gerade für den Fußballsport entschieden?

Mein Vater war Profispieler in Brasilien, und als dreijähriges Kind habe ich meinen ersten Fußball geschenkt bekommen. Seitdem bin ich dem Fußball verfallen. Wenn ich heute Fotos aus meiner Kindheit anschaue, sehe ich mich immer mit einem Ball – aber ohne Schuhe. Wie alle brasilianischen Kinder war ich ein echter Straßenfußballer, und dieser Stil hat mich in all seinen Facetten geprägt. In jungen Jahren wurde ich von Evaristo de Macedo trainiert – er war mein erster Trainer und eine wahre Legende in Brasilien. Außerdem war er ein sehr erfolgreicher Spieler bei Real Madrid.

Wer war in deiner Kindheit dein großes Idol?

Als ich noch sehr jung war, war mein Vater mein größtes Vorbild. Später, als Jugendlicher, war es Roberto Carlos.

Konntest du als Spieler bereits Titelgewinne feiern?

Ja, als Jugendlicher spielte ich in den brasilianischen U16-, U17- und U20-Nationalteams. Eigentlich bin ich gelernter Linksverteidiger und konnte 2003 in Finnland mit meiner Mannschaft den U17-Weltmeistertitel gewinnen. Als junger Profispieler in Brasilien habe ich außerdem mit meinem Team EC Vitória den „Brasil-Cup“ gewonnen.

Man kennt dich in Kärnten als ehemaligen Bundesliga-Profi.

Zunächst war ich Profi beim EC Vitória in Salvador, einer Stadt im nordostbrasilianischen Bundesstaat Bahia. In Österreich spielte ich für den SK Austria KELAG Kärnten, bis der Verein Konkurs anmeldete. Ich erinnere mich gerne an diese Zeit, denn ich habe mich in Klagenfurt sehr wohlgefühlt. Außerdem war ich wegen meiner starken Spielweise ein Publikumsliebling.

Der damalige Trainer teilte mir mit, dass er mich nicht als linken Verteidiger einsetzen könne, weil meine technische Spielweise zu stark sei. Seitdem werde ich im offensiven Mittelfeld eingesetzt. Nach meiner Zeit in Klagenfurt wechselte ich ins Ausland, kehrte aber bald nach Österreich zurück. Meine nächsten Stationen waren Josko Ried und St. Pölten. Da ich wieder in Kärnten spielen wollte, schloss ich mich erneut Austria Klagenfurt an. Später spielte ich für den KAC 1909 in der Kärntner Landesliga. Bevor ich zum SV-Oberglan wechselte, verbrachte ich eine halbe Saison in der Unterliga beim SV Kraig.

Bekommst du während eines Spiels viel von außerhalb mit und wie wurdest du in Oberglan aufgenommen?

Als junger Profispieler in Brasilien habe ich vor 30-Tausend bis 60-Tausend Zusehern gespielt. Da ist es zwar immer sehr laut aber ich war immer auf das Geschehen am Platz fokussiert. In Österreich da bekomme ich - weil weniger Zuseher – schon ab und zu mal was mit, aber ich bleibe fokussiert.

In Oberglan bin ich sehr gut aufgenommen worden. Die Mannschaftskollegen sind coole Typen die auch guten Fußball spielen können und sie sind immer für einen Spaß zu haben. Ich fühle mich sehr wohl hier.

Gab es auch bittere Momente in deiner Karriere?

Ja, ich erinnere mich sehr genau an ein Pokalspiel in Brasilien. Vor rund 35.000 Zuschauern habe ich als junger Profi einen Elfmeter verschossen, wodurch wir aus dem Bewerb ausgeschieden sind. Ich musste weinen, und sowohl mein Trainer als auch meine Mitspieler – ja sogar die tausenden Zuschauer – haben mich mit Worten getröstet.

Gibt es eine lustige Geschichte aus deiner Karriere?

Als Profi in Österreich fuhren wir mit dem Bus zu einem Auswärtsspiel gegen Red Bull Salzburg. Unterwegs hielten wir an, um rechtzeitig vor dem Spiel etwas zu essen. Ich bestellte Pasta Bolognese und wollte Parmesan darüberstreuen. Ein Mitspieler reichte mir den vermeintlichen Parmesan, und ich gab reichlich davon auf meine Pasta.

Doch als ich den ersten Bissen nahm, spürte ich ein starkes Brennen im Mund, und mir kamen die Tränen! Das gesamte Team lachte lautstark – mein „lieber“ Mannschaftskollege hatte mir absichtlich scharfen Kren (Meerrettich) als Parmesan untergejubelt. Ich kannte Kren damals nicht, musste aber mit allen anderen laut mitlachen.

Fotos: Sandro privat (links: Fit als Ü30 Spieler - rechts: U17 Team Brasilien)

Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Wenn ich gesund und fit bleibe, dann gerne weiterhin auf dem Spielfeld. Aber auch eine Trainerkarriere würde mich reizen. Ich bleibe meinen Prinzipien treu und bin immer eine Stunde vor Trainingsbeginn auf dem Platz, um eigenständig Kraft- und Bauchübungen zu absolvieren sowie mich ausgiebig zu dehnen.

Welcher Verein bleibt dir immer in Erinnerung?

Natürlich mein Heimatverein EC Vitória aus Salvador – und Austria Klagenfurt. Dort habe ich damals meine Frau kennengelernt und lebe seitdem in Kärnten. Als Mitarbeiter der Österreichischen Post habe ich auch beruflich meine Wurzeln hier gefunden.

Klaus Slamanig